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Mariam I. sitzt wegen Abfalls vom Glauben im Sudan im Gefängnis. Sie soll hingerichtet werden, sobald ihre neugeborene Tochter zwei Jahre alt ist.

© epa-dpa

Eine barbarische Justiz: Der Terror gegen die Frauen

Frauen werden gesteinigt, erhängt, gefoltert - weil sie Sex mit dem falschen Mann oder nur ihre eigene Meinung haben. Die Medien berichten darüber zu wenig. Solche Justizverbrechen gehörten auf die ersten Seiten.

Dieser Text ist nicht lustig. Er handelt von vier Frauen, vier von Tausenden. 2012 wurde im Sudan eine vermutlich 18-jährige Frau wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt, auf der Basis des islamischen Rechts, der Scharia. Der Prozess fand auf arabisch statt. Die Angeklagte verstand diese Sprache nicht, ein Dolmetscher wurde ihr nicht genehmigt. Die Angeklagte bestritt die sogenannte „Tat“. Daraufhin wurde sie gefoltert, bis sie ein Geständnis ablegte. Der verheiratete Mann, mit dem sie Sex gehabt haben soll, bestritt die „Tat“ ebenfalls. Er wurde freigesprochen. Männer können laut Scharia nur dann wegen Ehebruchs bestraft werden, wenn sie ein Geständnis ablegen oder wenn es Augenzeugen gibt. Dieses Justizverbrechen wurde von einigen Menschenrechtsorganisationen angeprangert, inzwischen hört man nichts mehr darüber. Was ist aus der Frau geworden? Ich weiß es nicht.

Gesteinigt, weil sie aus Liebe heiraten wollte

Ebenfalls im Sudan wartet Mariam Ishak, 27 Jahre alt, auf ihre Hinrichtung durch Erhängen. Vor der Hinrichtung wird sie ausgepeitscht, 100 Hiebe. Ihr wird vorgeworfen, zum Christentum übergetreten zu sein. Sie ist immer Christin gewesen, wie ihre Mutter, bei der sie aufgewachsen ist. Der Vater allerdings, der seine Familie vor langer Zeit verlassen hat, ist Muslim. Laut Scharia ist die Tochter eines Muslims automatisch Muslima. Mariam Ishak hat vor ein paar Tagen eine Tochter geboren, ihr Ehemann ist ebenfalls Christ. Während der Geburt war sie angekettet. Sie darf ihr Kind versorgen, bis es zwei Jahre alt ist. Dann wird sie ausgepeitscht und hingerichtet. Sie könnte sich retten, indem sie dem Christentum abschwört. Das tut sie aber nicht.
In Pakistan wurde vor ein paar Tagen eine schwangere Frau zu Tode gesteinigt, weil sie gegen den Willen ihres Vaters, aus Liebe, einen anderen Mann geheiratet hat als den, der ihr vorgeschrieben wurde. Der Mord fand in aller Öffentlichkeit statt, vor dem Gebäude des höchsten Gerichtes der Stadt Lahore. Die Polizei griff nicht ein. Zu dem Lynchmob gehörten auch der Vater des Opfers und ihr Ex-Verlobter, den sie nach dem Willen des Vaters hätte heiraten sollen.

Männer haben selbst für Mord nichts zu fürchten

Inzwischen hat der Ehemann der ermordeten Schwangeren zugegeben, dass er seine erste Ehefrau getötet hat. Sie war der neuen Beziehung im Weg. Der Täter hat der Familie der Ermordeten ein Blutgeld gezahlt, damit ist der Fall laut Scharia erledigt. Die Polizei hat den Täter ohne Prozess freigelassen.
Warum erzähle ich das? Weil ich finde, dass in unseren Medien zu selten und zu zurückhaltend über diese Barbarei berichtet wird, diesen Massenmord an Frauen. Wie viele Tausend sind schon unter Qualen gestorben, wie viele müssen noch sterben? Ich finde, so etwas gehört auf die erste Seite.

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