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Meinung: „Eine Karriere in der Politik …

… will ich nicht machen.“ Die Sprache der Politik bedient sich immer häufiger der Metaphorik des Fußballs.

… will ich nicht machen.“

Die Sprache der Politik bedient sich immer häufiger der Metaphorik des Fußballs. Der schönen Volkstümlichkeit wegen schießt der Bundeskanzler dann schon mal ein Eigentor, während die Opposition auf der anderen Seite immer wieder im Abseits steht. Passend dazu hat die Deutsche Presse-Agentur gestern vermeldet: „Berliner CDU stärkt Defensive.“ Das also ist das Signal, das die Christdemokraten mit der Verpflichtung von Christian Fiedler senden.

Fiedler, 30 Jahre alt, ist Torwart beim Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, und das wird er auch bleiben, selbst wenn er heute beim Parteitag der Berliner CDU in ein politisches Amt gewählt werden sollte, vermutlich als Beisitzer. Trotzdem beweisen die Christdemokraten mit der Personalie Fiedler eine erstaunliche Konsequenz. Als erste Partei bedienen sie sich nicht nur der Sprache des Fußballs, sie kopieren gleich Herthas erfolgreiche Taktik, mit der Trainer Falko Götz den Verein in dieser Saison aus der Abstiegszone in den Europapokal geführt hat.

Auch Götz wollte mit Hertha offensiv spielen – und hat erst einmal die Abwehr gestärkt. Christian Fiedler ist dabei eine entscheidende Bedeutung zugekommen: Obwohl Fiedler der kleinste aller Bundesligatorhüter ist (1,80 Meter), hat er in der vorigen Saison die wenigsten Gegentore kassiert (31). Es war eine späte Genugtuung für jemanden, dem es für eine große Karriere angeblich an körperlicher Größe fehlt. „Es gibt keinen Ball, den ich nicht kriege, weil ich zu klein bin“, sagt Fiedler. Trotzdem hat er nie eine Lobby gehabt. Mit Herthas Amateuren stand er zwar 1993 im Pokalfinale, und mit den Profis ist er 1997 in die Bundesliga aufgestiegen, doch nach nur sieben Spielen wurde er auf die Ersatzbank verbannt. Von einigen unbedeutenden Unterbrechungen abgesehen, blieb sie sechseinhalb Jahre lang sein Platz.

In der Öffentlichkeit hat sich Fiedler nie über sein Los beschwert, intern dagegen schon. „Die Leute denken, ich habe immer brav meinen Mund gehalten“, sagt er, „aber ich habe mir auch nicht alles gefallen lassen.“ So ähnlich stellt sich Fiedler auch seine Mitarbeit in der Berliner CDU vor, der er erst gestern beigetreten ist. Eine politische Karriere strebt er nicht an, auch zu aktuellen politischen Themen werde er sich mit Sicherheit nicht zu Wort melden. Fiedler sieht sich eher als Berater der Partei in sportpolitischen Fragen. Alles andere als eine Rolle im Hintergrund würde seiner zurückhaltenden Art auch nicht entsprechen.

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