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Meinung: Einfach mal testen

Die Lehrer protestieren gegen Weiterbildungspflicht – warum?

Von Simone von Stosch

Nur ungebildete Menschen halten Ferien für Urlaub. In der Sprache der Lehrer heißt diese Zeit: unterrichtsfrei. Sie werde, so sagt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, größtenteils für private Fortbildungen und für Korrekturen genutzt, keinesfalls als Ferienzeit. Und weil das so sei, seien die Forderungen der Industrie nach verpflichtenden Weiterbildungen für Lehrer in den Ferien: „unqualifiziert“. Das klingt nicht besonders logisch, denn wenn die Lehrer sich ohnehin fortbilden, dann brauchen sie die Verpflichtung dazu nicht fürchten.

Der Verbandschef findet es zudem unmöglich, dass „Berufsfremde“ Forderungen für Lehrer aufstellten. Das allerdings nicht nur unlogisch, sondern ein wenig frech, denn betroffen von der Schulmisere sind nicht nur Kinder, Eltern und Lehrer, auch Hochschulen, Betriebe, Ämter und so fort – also: alle. Zumal doch alle für sie zahlen. Da sollte es erlaubt sein, ein Wort mitzureden.

Wie gut, dass es Finnland gibt, wo all dies, was viele deutsche Lehrer als Zumutung empfinden, zum Alltag gehört: die Präsenzpflicht in der Schule 38 Stunden pro Woche, Fortbildungen, gemeinsame Projektvorbereitungen in der unterrichtsfreien Zeit. Wie haben gleich die Finnen beim internationalen Pisa-Vergleich abgeschnitten? – Genau.

Was Kinder wissen müssen und wie sie es am besten lernen, ändert sich in dem Tempo, in dem sich die Welt verändert, also: schnell. Da wäre es doch sinnvoll, wenn Lehrer sich didaktisch und inhaltlich weiterbilden müssten. Und wenn die Qualität ihrer Arbeit messbar und nachvollziehbar wäre.

Aber auch von den Pisa-Tests für Lehrer, wie sie die FDP fordert, sind diese nicht begeistert. Sie haben ja Recht mit dem Einwand, dass die Unterrichtsqualität sich schwerer testen lässt als Schüler-Wissen. Aber sollte man deshalb darauf verzichten? Besser wäre es – gemeinsam mit den Lehrern – Vergleichsstandards zu entwickeln.

Gegenseitige Unterrichtsanalysen innerhalb des jeweiligen Kollegiums seien sinnvoller als „Showveranstaltungen“, meint der Lehrerverband. Das wäre allerdings so, als würden zum Beispiel Firmen ihre Bilanzen intern kontrollieren lassen, statt von unabhängigen Wirtschaftsprüfern. Erstaunlich, dass so viele Lehrer Angst davor haben, sich in die Karten schauen zu lassen.

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