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Meinung: Eintagsliebe

CLEMENTS MITTELSTANDSBERICHT

Regierung und Opposition haben mal wieder den Mittelständler entdeckt. Er ist das Rückgrat der Wirtschaft, sagen die einen, und muss deshalb entlastet werden. Seine Funktion als wichtigster Arbeitgeber im Land ist erkannt, meinen die anderen, und versprechen Unterstützung in jeder Hinsicht. Wenn man das hört, glaubt man, die Wirtschaft steht kurz vor einem Boom und zehntausende Kleinunternehmer jubeln der Bundespolitik zu. So viel zur Mittelstandsdebatte im Bundestag. Und nun zur Realität: Wer eigentlich ist dieser Mittelständler, den alle immer wieder umwerben? Beinahe täglich begegnen wir ihm. Er ist Weinhändler am Berliner Prenzlauer Berg und wird seit Jahren vom Bezirksamt gejagt, weil es denen nicht passt, dass er seine Kunden im Sommer auf eine Bank vor dem Laden einlädt. Oder kann in seinem Betrieb in Thüringen nicht investieren, weil sich zwei Umweltbeauftragte nicht über die Auslegung von Paragrafen einigen können. Oder ist ganz einfach Bauunternehmer in Bayern, dem die Kreisverwaltung keinen Auftrag gibt, weil er seinem Gesellen keinen Tariflohn zahlt. Überall im Land gibt es ihn, den Mittelständler. Und es beschleicht ihn immer wieder das Gefühl, dass er hier einfach nur stört. Ganz gleich, wie oft die da oben über ihn debattieren. asi

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