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Meinung: Eintrittsgeld fürs Wohnzimmer

Von Joachim Huber

Das wird FußballFans teuer zu stehen kommen. Der Bezahlsender Premiere hat die Fernsehrechte an der Champions League gekauft. Der Vertrag mit der Uefa gilt ab der Saison 2006/2007 für drei Jahre. Premiere-Chef Kofler handelt wie ein kühler Kaufmann: Er macht die Ware Fußball im freien Fernsehen knapp. Sein Kunde wird TV-König, wenn er sich ein Premiere-Abonnement kauft. Die Zuschauer im Free-TV schauen zweite Liga in der „Königsklasse“. Kofler hat ja schon angekündigt, dass die 13 Partien, die er noch in einem frei empfangbaren Sender laufen lassen muss, vom Pay-TV-Chef ausgewählt werden. Die Abo-Zahlen von Premiere sollen auch mit Tricks zum Steigen gebracht werden. Kofler, der Fernsehmacher, wird zum Spielmacher.

Fußball ist eine Ware, deren Verteilung nach Marktregeln erfolgt. Ein Grundrecht der Fans auf freien Fernsehzugang besteht nicht. Es soll, unfassbar, Wichtigeres geben. Fußball ist eine Leidenschaft von Abermillionen, für einige ist er Lebensinhalt. Das verlangt Opferbereitschaft – und viel Geld. Kofler weiß das, er argumentiert mit der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Klubs im europäischen Maßstab. Das ist scheinheilig. Seine Premiere AG will vor allem Geld verdienen. Ein saftiger Porno ist dem Sender so geldwert wie ein spannendes Fußballspiel. Und die Fans können dem Daumenschrauber kaum ausweichen. Wer Fußball, live und exklusiv, beim Pay-TV-Sender sehen will, muss 50 Euro im Monat hinlegen. Wer will schon dauernd in die Kneipe rennen oder sich zu TV-Gemeinschaften zusammenrotten? Fußball allein zu genießen, ist eine Wohltat, Sesselsport mit höchster Konzentration.

Dabei könnte Kofler die Empörung der Fans durchaus aufnehmen. Er sollte aus Pay-TV ein Pay-per-View-TV machen. Wir zahlen für das eine Spiel, das uns interessiert, gerne TV-Eintrittsgeld. Aber wir zahlen nicht für all die Programme, die wir über ein breit angelegtes Angebot zwangsweise mitbezahlen müssen. Wir sind am Ball, und wir sind elf Freunde.

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