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Meinung: Einwanderung: Vorwahlkampf in der CDU

Ein gemäßigter Reaktionär, der ein bisschen was, nicht zu viel, gegen Ausländer hat, der glaubt, dass es eine Rückkehr der weißen Kniestrümpfe geben kann, der Multikulti unbehaglich findet - so jemand muss sich zurzeit verlassen vorkommen. Zunächst konnte er sich noch freuen, als Friedrich Merz mit seiner Leitkultur um die Ecke kam.

Ein gemäßigter Reaktionär, der ein bisschen was, nicht zu viel, gegen Ausländer hat, der glaubt, dass es eine Rückkehr der weißen Kniestrümpfe geben kann, der Multikulti unbehaglich findet - so jemand muss sich zurzeit verlassen vorkommen. Zunächst konnte er sich noch freuen, als Friedrich Merz mit seiner Leitkultur um die Ecke kam. Prima, wird unserer braver Reaktionär gedacht haben, endlich haut mal einer auf den Tisch. Doch schon bald stellte sich heraus, dass Merz nur meinen wollte, man dürfe keine Frauen schlagen und müsse deutsch sprechen. Dann trat der designierte Generalsekretär Meyer ins Bild, verkündete ebenfalls, es gehe ihm nur um die türkischen Frauen und im Übrigen sei er stolz, Deutscher zu sein. Wie nun? Und dann kritisiert Meyer auch noch Rau, der wirklich eine sehr beruhigend konservative Ausstrahlung hat.

Ein mittlerer Reaktionär wünscht sich von seiner Partei, dass sie nicht nur mal was Rechtes sagt, sondern sich auch ordentlich verhält. Die CDU aber führt ihr Stückchen für den rechten Rand im Stil einer anti-autoritären Multikulti-Truppe vor. So wirkt das nicht und legt den Verdacht nahe, dass es der Union gar nicht um die Leitkultur geht oder um die Einwanderung oder um die Integration deutscher Reaktionäre, sondern nur: um sich selbst. Hier sendet Politik an Politik, die CDU an sich selbst.

In den USA nennt man das Primaries, Vorwahlen, in denen die Kandidaten der jeweiligen Parteien ermittelt werden. Darum handelt es sich jetzt auch bei der CDU. Zwei Jahre vor den Bundestagswahlen wird ermittelt, wer die Partei führen soll: Angela Merkel, die nicht leitet, aber das auf hohem kulturellen Niveau; Friedrich Merz, der seine desolate Fraktion mit immer deftigeren Sprüchen hinter sich bringt; oder doch der Bayer, der Populismus auch nicht verachtet, dafür jedoch professioneller handhabt als Merz. Bei alledem kann man nur hoffen, dass der CDU wenigstens dies eine gelingt - ihre Machtfrage zu klären.

Und wenn sich der Rauch verzieht, wenn man nüchtern auf die Zuwanderungsfrage gucken kann, wird man sehen: Die Grünen verabschieden sich vom Begriff der Multikultur, die CDU benutzt die Leitkultur auch nicht mehr oft und die beiden Zuwanderungskommissionen, die von Schröder und die von Merkel, werden zu verblüffend ähnlichen Resultaten kommen. Herbsttheater.

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