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Ein Zwischenruf zu …: …Berlins Senat

Dem neuen Senat des Regierenden Bürgermeisters gehören zwei Damen an, die die Schlüsselressorts Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft verwalten werden. Die beiden Damen sind nahezu unbekannt.

Dem neuen Senat des Regierenden Bürgermeisters gehören zwei Damen an, die die Schlüsselressorts Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft verwalten werden. Die beiden Damen sind nahezu unbekannt. Das macht nichts, im Gegenteil: Die beiden haben die Chance, sich im Amt zu profilieren. Und doch ist die Berufung keine gute Nachricht. Warum will niemand, der politisches Profil, einen Namen und Expertise hat, nach Berlin?

Klar, das liegt auch am schwierigen Zuschnitt der Ressorts. Ein kompliziertes Amt aber hat noch niemanden davon abgehalten, es anzutreten, wenn er (oder sie) sich davon etwas erhofft – inhaltliche Akzente zu setzen, persönliches Fortkommen, Reputation, die Empfehlung für höhere Weihen.

Das hat Berlin im Augenblick nicht zu bieten. Wie schwierig es ist, inhaltliche Akzente zu setzen, hat Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner erfahren müssen. Der Mann kannte sich aus, er hatte Ideen – doch Berlin war am Ende zu sperrig, um vernünftige Ideen als das zu akzeptieren, was sie sind: eine Diskussionsgrundlage, keine Ideologie. Wenn aber einer wie Zöllner es in dieser Stadt kaum schafft, was kann sich ein ambitionierter Politiker aus der Provinz hier erhoffen?

Berlin wäre der ideale Platz, um die Neuauflage einer Großen Koalition im Bund ab 2013 zu proben. Wer sich in Berlin profiliert, tut das direkt vor der Nase künftiger Koalitionsverhandler. Das sollte eine Verlockung sein für die jungen Talente, die in anderen Bundesländern auf ihre Chance warten. Ist es aber nicht. Das hat nicht mit mangelndem Ehrgeiz zu tun, sondern mit der mangelnden Bereitschaft, sich zu bewähren. Die Nachwuchspolitiker um die 40 sind sich ohnehin sicher, dass alles auf sie zuläuft. Ein bisschen Reputation reicht dafür aus, viel Profil schadet in der Politik zur Zeit eher. Da wärmt man sich lieber noch ein bisschen im eigenen Landesverband.

Der Politik für Berlin muss das nicht schaden. Aber für die Politik insgesamt ist es schade. Wenn keiner mehr das Risiko eingeht, auf fremdem Terrain für seine Ideen zu streiten, wird die Politik schlechter. Sie verliert die Fähigkeit, Neues zu denken und sich darüber auseinanderzusetzen. Dass sich das ausgerechnet in Berlin – der Stadt der so ungemein inspirierenden Gegensätze – mit aller Schärfe zeigt, ist symptomatisch. Und alarmierend.

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