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Ein Zwischenruf zu...: …Wowereit

Ich brauche als Regierender Bürgermeister Berlins großes Vertrauen, sonst kann ich schwierige Entscheidungen nicht mehr treffen und konsequent umsetzen. Das Vertrauen habe ich bei den Berlinern nicht mehr.

Ich brauche als Regierender Bürgermeister Berlins großes Vertrauen, sonst kann ich schwierige Entscheidungen nicht mehr treffen und konsequent umsetzen. Das Vertrauen habe ich bei den Berlinern nicht mehr. Deshalb trete ich zurück.“

So hätte die Rücktrittserklärung Klaus Wowereits lauten können am vergangenen Montag, noch bevor die Oppositionsparteien im Berliner Abgeordnetenhaus ihren Rücktrittsantrag eingebracht haben.

Es wäre ein freiwilliger Abstieg geworden, sogar gegen die aktuellen, allzu durchsichtigen Interessen der Regierungsparteien. Das hätte dem Stadtoberhaupt öffentlich und auch nach innen Statur verliehen, Respekt gebracht. In der Stadt, im Land.

Nun muss und will er weiterregieren. Aber das wird anders sein als vor dem erfolglosen Misstrauensantrag. Wie anders? Diese Frage hat der Senatschef in der Sondersitzung am Donnerstag wörtlich so beantwortet: „Und da sage ich Ihnen mal, die Alternative eines Rücktritts ist nicht die schlimmste Form, eine Verantwortung zu ziehen (meinte: zu übernehmen). Es ist viel anstrengender und komplizierter (hier Synonym für schlimmer), sich der Verantwortung zu stellen.“ Da hat er recht. Das ist schlimmer für ihn als Person.

Klaus Wowereit, länger als ein Jahrzehnt der Chefkoch in der Berliner SPD, könnte nun der Kellner werden, muss er doch damit rechnen, von einflussreichen Parteigenossen an die kurze Leine gelegt zu werden und abhängig zu sein von ihren Ränkespielen. Doch da ist ja noch der Flughafen, um den sich jetzt alles drehen muss. Nun sind alle, die den fallenden Bürgermeister gestützt haben, zum Erfolg verdammt. Die Verantwortung verteilt sich. Ein Riesenvorteil für Wowereit, der an seiner Flippigkeit gescheitert ist. Und darin war er auch immer ehrlich; vermarktete sich nicht als ernsthaft, gründlich, verlässlich, stadtväterlich. Den Preis dafür zahlen nun die Bürger.

Die hohe Arbeitslosigkeit, die Wohnungsnot, die Armut in der Stadt, alles brisante Themen, doch nicht so direkt dem Regierungschef zuzuordnen wie der Flughafen, wo die Arbeitsabläufe messbar und steuerbar sind. Nun werden hoffentlich die Arbeitswütigen und Technikfreaks, denen keine Anstrengung zu groß, keine Aufgabe zu lästig ist, die Aufsicht führen. Das war nie Wowereits Ding.

Die Autorin ist CDU-Politikerin und war von 1981 bis 2003 Ausländerbeauftragte des Berliner Senats. Sie ist derzeit Ombudsfrau für die Opfer des rechtsextremen NSU-Terrors.

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