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Meinung: EKD-Schuldbekenntnis: Ein guter Tag für die Vergangenheit

Die beiden großen Kirchen machen es einem nicht immer leicht, sie zu loben. Denn ihrem Anspruch, ein Vorbild für die Gesellschaft zu sein, werden sie nicht allzu häufig gerecht.

Die beiden großen Kirchen machen es einem nicht immer leicht, sie zu loben. Denn ihrem Anspruch, ein Vorbild für die Gesellschaft zu sein, werden sie nicht allzu häufig gerecht. Zum Beispiel tun sich die Verantwortlichen schwer, wenn es um ihre oftmals unrühmliche Rolle während des Dritten Reiches und das Eingeständnis von Schuld und Mitverantwortung geht. Doch es tut sich was: Die Protestanten diskutieren auf ihrer Synode ein Papier, in dem erstmals ausdrücklich von der Verstrickung der Kirche in die "Vorgeschichte und Ermöglichung" des Holocaust die Rede ist. Und auch die Katholiken beginnen, ehemalige NS-Zwangsarbeiter zu entschädigen. Beide zeigen: Wir sind lernfähig. Noch vor ein paar Monaten hat die Bischofskonferenz auf Vorwürfe, im Krieg habe es Zwangsarbeit in katholischen Einrichtungen gegeben, mit ärgerlichem Schweigen und Abwiegeln reagiert. Jetzt bekommen die Überlebenden unbürokratisch 5000 Mark für erlittenes Unrecht. Gerade aus Sicht der betagten Opfer gibt das den Bischöfen Recht, bei der Entschädigung eigene Wege zu gehen. Überraschend weit geht auch das neue Schuldbekenntnis der EKD. Nicht nur durch Unterlassen und Schweigen sei die evangelische Kirche in der NS-Zeit schuldig geworden. "Vielmehr ist sie durch ihre unheilvolle Tradition der Entfremdung und Feindschaft gegenüber den Juden hineinverflochten in die Vorgeschichte und Ermöglichung der systematischen Vernichtung des europäischen Judentums." Klare Worte, die weit über das hinausgehen, was bisher zu diesem Thema zu hören war. Es darf gelobt werden.

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