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Meinung: Elf Lobbyisten sollt ihr sein Die Kirch-Gruppe zahlte dem FC Bayern eine Sonderprämie

Der FC Bayern München hat von der Kirch-Gruppe viel Geld bekommen. Im Raum steht der Vorwurf, einer der reichsten Fußballvereine der Welt habe sich von dem inzwischen insolventen Filmhändler kaufen lassen, und das auch noch zu Lasten der Konkurrenten, die sich in diesem Zusammenhang als Partner sehen.

Der FC Bayern München hat von der Kirch-Gruppe viel Geld bekommen. Im Raum steht der Vorwurf, einer der reichsten Fußballvereine der Welt habe sich von dem inzwischen insolventen Filmhändler kaufen lassen, und das auch noch zu Lasten der Konkurrenten, die sich in diesem Zusammenhang als Partner sehen. Es geht um die zentrale Vermarktung der Fußball-Bundesliga, die der FC Bayern so lange bekämpft hat. Bei dieser Vermarktung teilt die Liga den erzielten Gesamtgewinn unter den Klubs auf. Davon profitieren die kleinen Vereine sehr viel mehr als der vermögende Branchenführer aus München. Dessen Manager Uli Hoeneß hat sich seine Zustimmung zum ligainternen Solidarpakt vor drei Jahren als großherzigen Beitrag zum Überleben der schwächelnden Konkurrenz gutschreiben lassen.

Diese Großherzigkeit steht jetzt in einem anderen Licht. Offensichtlich haben die Bayern für ihr Umdenken drei Jahre lang Kompensationszahlungen erhalten. Dass sie Kirchs Zuwendungen dankend angenommen haben, obwohl sie doch ohnehin im Geld ersticken, ist zumindest anstößig. Aus moralischer Sicht hat die Konkurrenz allen Grund, dieses Verhalten zu verurteilen. Die Bayern wird das wenig interessieren. Moral ist nicht juristisch einklagbar.

Die Münchner kennen ihren Marktwert, und nur schlechte Kaufleute würden diesen nicht ausreizen. Als schlechte Kaufleute sind die Bayern nicht bekannt, und dumm sind sie auch nicht. Sie verweisen auf einen normalen Vermarktungsvertrag, wie ihn etwa Borussia Dortmund mit der Ufa geschlossen habe. Sie wollen den Vertrag mit Kirch offen legen, und diese Bereitschaft deutet darauf hin, dass sich in dem Schriftstück wohl nichts Belastendes finden wird.

So einfach die Interessenlage der Bayern zu sehen ist, so kompliziert ist das bei ihrem Vertragspartner. Auch bei der Kirch-Gruppe waren Kaufleute am Werk, wenn auch nicht besonders geschickte, wie der Weg in die Insolvenz vermuten lässt. Warum nun wollte Kirch damals mit den Bayern unbedingt ins Geschäft kommen? Nur, um die Zustimmung zur zentralen Vermarktung zu erzielen? Die hätten die Bayern bei den Mehrheitsverhältnissen in Erster und Zweiter Bundesliga ohnehin nicht verhindern können. Offen war damals allein, wer bei einer zentralen Vermarktung den Zuschlag erhält. Es erscheint im Rückblick nicht so leicht nachvollziehbar, warum 1999 ausgerechnet die schon angeschlagene Kirch-Gruppe zum Zuge kam. Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert einen Kirch-Manager, der behauptet, sein Arbeitgeber habe den FC Bayern als „bezahlten Lobbyisten betrachtet“. Ein Satz mit Sprengkraft. Über Zusammenhänge zwischen Kirchs Vertrag mit den Bayern und Kirchs Vertrag mit der Bundesliga wird nachzudenken sein.

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