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Meinung: „Es ist gut, etwas ganz anderes zu machen“

Beim 1000-m-Sprint der Eisschnellläufer kommt es darauf an, die ersten 200 Meter ganz schnell zu werden, die nächsten 400 Meter noch mehr Geschwindigkeit zu entwickeln und die letzten 400 Meter dieses Tempo nicht allzu sehr fallen zu lassen. Shani Davis aus Chikago konnte das am Wochenende am besten.

Beim 1000-m-Sprint der Eisschnellläufer kommt es darauf an, die ersten 200 Meter ganz schnell zu werden, die nächsten 400 Meter noch mehr Geschwindigkeit zu entwickeln und die letzten 400 Meter dieses Tempo nicht allzu sehr fallen zu lassen. Shani Davis aus Chikago konnte das am Wochenende am besten. Weder sein Landsmann und 500-Meter-Olympiasieger Joey Cheek noch die von Erben Wennemars angeführten, im Eisschnelllauf traditionell starken Holländer konnten Shani Davis aufhalten.

Shani Davis freute sich darüber, dass ein großer Traum für ihn in Erfüllung gegangen ist. Das hat zunächst einmal nichts damit zu tun, dass Davis der erste schwarze Winter-Olympiasieger in einer Einzeldisziplin ist. Für Davis war wichtig, über die 1000-Meter-Strecke, auf der er als junger Läufer oft schlecht ausgesehen hatte, den Olympiasieg geschafft zu haben. „Die Hautfarbe spielt keine Rolle. Ich will der Schnellste sein und bin froh, wenn ich damit Menschen glücklich machen kann, Schwarze und Weiße“, sagte der 23-Jährige nach seinem Olympia-Coup.

Doch jenseits dieser ganz individuellen Motivation ist Davis’ Sieg doch etwas ganz Besonderes. Denn die Geschichte der Olympischen Winterspiele ist so weiß wie der Neuschnee dieser Tage in den Bergen von Sestriere. 1988 in Calgary gewann die Amerikanerin Debbie Thomas Bronze im Eiskunstlaufen. 64 Jahre nach den ersten Winterspielen in Chamonix gewann sie damit die erste Medaille eines schwarzen Athleten oder einer schwarzen Athletin. 1988 machte auch der Jamaika-Bob mit seinen „Cool Runnings“ filmreife Schlagzeilen. Doch die jamaikanischen Bobfahrer hatten natürlich keine Chance auf einen Podestplatz. Als erste Schwarze gewann 2002 in Salt Lake City Vonetta Flowers im Zweierbob der USA mit Jill Bakken die Goldmedaille. Und im Goldteam der Kanadier stand bei denselben Spielen mit dem Eishockey-Star Jerome Iginla ebenfalls ein Schwarzer.

Obwohl sich Shani Davis nicht als hauptberuflicher Vertreter seiner Hautfarbe sieht, sagt er seinen (schwarzen) Landsleuten: „Ich hoffe, dass Kinder sehen, wie gut es sein kann, etwas ganz anderes zu machen, um aus dem Elend herauszukommen.“ Davis hat schon früh etwas ganz anderes gemacht, gegen alles Klischees: Während seine schwarzen Freunde Basketball spielten, ging der junge Shani Davis zum Trainieren in die Eishalle.

Egon Boesten

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