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Meinung: Euro: Nur nicht kleinlich werden

Vielleicht ist es ein bisschen kleinlich, am letzten Tag der Deutschen Mark und unmittelbar vor der Euro-Einführung eine kleine Panne im Finanzministerium zu erwähnen. Ein Sprecher des Ministeriums hatte gestern Morgen erst einmal forsch behauptet, der Einzelhandel sei gesetzlich verpflichtet, bis Ende Februar die Mark als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Vielleicht ist es ein bisschen kleinlich, am letzten Tag der Deutschen Mark und unmittelbar vor der Euro-Einführung eine kleine Panne im Finanzministerium zu erwähnen. Ein Sprecher des Ministeriums hatte gestern Morgen erst einmal forsch behauptet, der Einzelhandel sei gesetzlich verpflichtet, bis Ende Februar die Mark als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Deshalb seien Meldungen, wonach vor allem kleine Händler, Bäcker und Imbisse sich weigern könnten, die Mark ab übermorgen noch zu nehmen, falsch. Später musste sich das Ministerium korrigieren. Denn es gibt zwar eine freiwillige Erklärung der Händler, dass sie noch zwei Monate lang die Mark als Zahlungsmittel entgegennehmen. Wer die Mark aber nicht will, der muss sie auch nicht akzeptieren.

Zum Thema OnlineSpezial: Der Euro kommt! Euro-Countdown: Die Serie im Tagesspiegel Euro-Memory: Passende Euro-Pärchen finden Ted: Der Euro - mehr Vor- oder mehr Nachteile? Es ist ein bisschen kleinlich, darauf herumzureiten, ja. Kleinlich ist es auch, nachzurechnen, wer jetzt die Preise erhöht - obwohl Händler und Hersteller der Regierung versprochen haben, das nicht zu tun, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern. Zu spät ist es, darüber zu streiten, warum sich die deutsche Regierung mit freiwilligen Verpflichtungen begnügt hat, wo andere Länder Europas klare Gesetze erlassen haben.

Aber: Das Vertrauen in eine Währung und die Bereitschaft, damit umzugehen, wird eben von solchen Kleinlichkeiten bestimmt - und nicht von dem großen Wurf, zwölf europäische Länder mit einer Währung in einem Wirtschaftsraum zueinander zu führen. Die Beispiele von gestern zeigen, wie groß die Wissenslücken und die Unsicherheiten zum Thema Euro immer noch sind - und wie weit sie selbst bei denen verbreitet sind, deren Aufgabe es jetzt wäre, den Menschen Sicherheit zu vermitteln. Das ist die wirklich beunruhigende Nachricht.

Die Einführung des Euro ist ein riesiges volkswirtschaftliches Experiment. Es kann glücken. Und wahrscheinlich tut es das auch. Es muss aber nicht gut gehen. Denn der Euro ist trotz aller Statistiken und Versicherungen eine Währung, die zu ihrem Start einen enormen Vertrauensvorschuss braucht. Von denen, die mit ihr umgehen, ihren Lohn in Euro erhalten und ihre Ersparnisse in Euro bilden sollen. Deshalb ist es wichtig, dass diejenigen, die die Gemeinschaftswährung eingeführt haben, alles tun, damit sie erfolgreich wird. Sie müssen klar sein. Sie müssen informiert sein. Sie müssen sich um die Sorgen der anderen kümmern.

Wenn aber jetzt, einen Tag vor der Einführung, Unsicherheiten sichtbar werden und Diskussionen über den gesetzlichen Rahmen aufbrechen, zeigt das, dass trotz der mannigfachen Vereinbarungen etwas schief gelaufen ist. Nicht im Großen. Überall liegt das neue Geld bereit, die Automaten scheinen mit der neuen Währung zurechtzukommen, die Finanzmärkte sind kaum beeindruckt. Doch kleine und mittlere Händler fühlen sich überfordert, wenn sie in zwei Währungen rechnen sollen. Die Großen im Einzelhandel nehmen offenbar allen Versicherungen zum Trotz die Euro-Einführung zum Anlass, eine neue Preisrunde zu testen. Betriebswirtschaftlich mag das alles sinnvoll sein, die Kunden verunsichert es.

Für die großen Spieler sind solche Kleinigkeiten Peanuts. Für die kleinen Euro-Nutzer, die Verbraucher, sind sie wichtig.

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