zum Hauptinhalt

Euro: Vom Friedensbringer zum Zankapfel

Was an der Euro-Debatte nervt, ist ihre scheinbare Ausweglosigkeit: hier Wirtschaftskrieg und Zusammenbruch, dort Finanzcrash und Inflation. Ist der gemeinsame Markt nicht älter als die gemeinsame Währung? Schwachen Staaten ist zu helfen, den Euro aufzugeben.

Wie war das doch gleich? Die gemeinsame europäische Währung ist der Garant für das immerwährende Zusammenwachsen des Kontinents und eine dauerhafte Friedensordnung in Europa. Und nun? Der griechische Premier beklagt die deutsche Forderung nach einer Gläubigerhaftung als unsolidarisch. Und einer seiner Mitstreiter erinnert schon mal an deutsche Sünden von früher. Spanien vermisst die bedingungslose deutsche Solidarität und der luxemburgische Premier Juncker argwöhnt gar uneuropäisches Verhalten, weil die Bundeskanzlerin für eine erweiterte Schuldnermithaftung durch die Ausgabe von Eurobonds nicht zu haben ist.

Und von Athen über Dublin bis Madrid richten sich die Sozialproteste nicht nur, aber auch gegen Deutschland. Der Euro ist vom Friedensbringer zum Zankapfel geworden. Leider hatten die Kritiker in allem recht: Eine gemeinsame Währung ohne gemeinsame Wirtschaftspolitik kann auf Dauer nicht funktionieren. Nun ist guter Rat teuer.

Auf der einen Seite diejenigen, die uns immer alles als alternativlos anpreisen. Im Sozialismus hieß das „vorwärts immer, rückwärts nimmer“. Und noch früher nannte sich das „keinen Fußbreit Boden aufgeben“. Die anderen träumen von einem Nord- und einem Südeuro, einer harten und weichen Variante der Gemeinschaftswährung. Als ob man den Euro sauber und spannungsfrei abwickeln könnte, getreu dem Aschenputtelmotto „die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“. Und welches europäische Land würde schon gern freiwillig einem „Kröpfchen“-Euro angehören wollen?

Was an dieser Debatte nervt, ist ihre scheinbare Ausweglosigkeit: hier Wirtschaftskrieg und Zusammenbruch, dort Finanzcrash und Inflation. Ist der gemeinsame Markt nicht älter als der Euro? Und leidet der Außenhandel mit der Schweiz und Großbritannien wirklich unter dauernden Währungsturbulenzen?

Es ist richtig: Deutschland hat als Exportnation vom Euro profitiert, doch das rechtfertigt noch nicht eine Konstruktion, die mit Steuermilliarden auf Dauer anderer Leute Sünden zudeckt. Und genau das wäre das Ergebnis von Eurobonds. Es geht eben nicht um mehr oder weniger Tüchtigkeit, es geht um unterschiedliche Wirtschafts- und Stabilitätskulturen. So wie wir den Griechen nicht vorschreiben können, wie sie leben sollen, so können Spanien und Frankreich nicht das Maß unserer Wettbewerbsfähigkeit bestimmen.

Es war das Grundgesetz der gemeinsamen Währung bei unterschiedlichen Volkswirtschaften, dass sie nicht zur Transferunion mutiere, dass jeder am Ende für seine eigenen Schulden einstehen müsse. Die Belastungen für die nächste Generation sind in Deutschland schon hoch genug. Doch eben das scheinen manche europäischen Politiker ändern zu wollen. Mit dem zarten Hinweis auf Deutschlands Exporterfolge die einen, mit der weniger zarten Erinnerung an die grässlichen zwölf Jahre die anderen. Es wird deshalb Zeit, dass die Bundesregierung Alternativen entwickelt, einen Plan B bereithält. Vielleicht könnte mancher Wackelkandidat mit dem Angebot großzügiger gemeinschaftlicher Hilfe doch zu einer Rückkehr in seine nationale Währung verlockt werden, schon um durch Abwertung seine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Auch wenn das für den deutschen Steuerzahler kaum billiger käme, einen Vorteil hätte es: Deutschland wäre nicht mehr der europapolitische Buhmann.

Zur Startseite