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Wie sehr schadet die Euro-Krise dem europäischen Ansehen in der Welt?

© dpa

Europa und die Welt: Die Eurokrise schadet unserem Ansehen

Für die Details der griechischen Misere interessiert man sich außerhalb des Kontinents herzlich wenig. Es gibt auch niemanden, der der Welt das Konstrukt Europa erklärt. So bleibt nur der Eindruck eines desolaten Ladens, in den man besser kein Geld steckt.

Wieder einmal ist Griechenland gerettet. Aber dass die Probleme des Landes durch das neue Hilfspaket und den Schuldenschnitt dauerhaft gelöst wären, glaubt niemand. Ohne innere Reformen, den Aufbau einer funktionsfähigen Verwaltung und ein Steuersystem, das nicht nur die kleinen Leute schröpft, sondern auch die Großverdiener heranzieht, kann das südosteuropäische EU-Mitglied niemals zu einem funktionsfähigen Staat werden. Da helfen alle Kredite der Welt nicht.

Das Problem der Europäischen Union im Allgemeinen und der Euro-Länder im Speziellen ist aber, dass sich diese Welt für die Details der griechischen Misere herzlich wenig interessiert. Diese Welt nimmt etwas anderes wahr: Eine der reichsten Regionen des Erdballs bekommt ihre Finanzen nicht geregelt. Erst werden die Iren, die sich noch vor einem Jahrzehnt stolz als keltische Tiger bezeichnen ließen, notleidend, dann die Spanier, die Portugiesen, die Italiener. Und jetzt reden diese Europäer darüber, dass sie die Griechen am liebsten aus der Währungsunion rauswerfen würden, wenn das nur irgendwie ginge. Und, so liest man die Nachricht in Peking, Washington oder Rio de Janeiro, irgendwie hoffen die reichen Deutschen und Franzosen sogar, dass die Griechen freiwillig von der Euro-Landkarte verschwinden – eine Landkarte, auf der dieses ganze Europa ohnedies nur wie der Appendix des asiatischen Riesenkontinentes wirkt.

Da es niemanden gibt, der der Welt kompetent erklären kann, was Europa wirklich ist, bleibt als Kern der Meldungen nur, dass das ganze Konstrukt einer politischen Union mit einer Währungsunion mittendrin wohl ein ziemlich desolater Laden ist, in den man besser kein Geld investiert. Niemand erklärt Europa? Gibt es da nicht eine Lady Ashton, Außenbeauftragte im Geist des Vertrags von Lissabon? Ja, die gibt es, und sie müht sich redlich. Aber anders als den Luxemburger Jean-Claude Juncker oder den früheren britischen Außenminister David Miliband kennt diese Lady Ashton niemand. Kein Großer der Weltpolitik hat sie je auf internationalen Konferenzen erlebt. Keiner von ihnen hat nächtelang mit ihr um Kompromisse in komplizierten Verträgen gerungen, in München bei der Sicherheitskonferenz war sie nicht. Juncker wie Miliband würden Europa in der Welt exzellent vertreten. Aber sie hätten den Merkels, Sarkozys und Berlusconis der EU einfach zu lange Schatten geworfen.

Natürlich wissen alle, dass Europa selbst schuld ist, wenn es auf der Weltbühne so miserabel präsentiert wird – und dass man eher mehr als weniger Gemeinsamkeiten in der Europäischen Union bräuchte. Und alle wissen auch, dass man Griechenland nicht aus der Euro-Zone drängen sollte, weil das Land damit auf der internationalen Bühne so empfindlich und verletzlich würde, dass, nur ein Beispiel, das Verhältnis der EU zur Türkei noch komplizierter würde, als es ohnedies schon ist. Europa aber braucht diese Türkei eigentlich als mittelöstlichen Anker und Partner, zum Beispiel, weil die Türkei einen guten Draht in die arabische Region hat und dort, wenn sie denn wollte und jemand sie bitten würde, vermittelnd wirken könnte – zum Beispiel zum Nutzen Israels, dessen Existenz nicht nur nach den Worten der Bundeskanzlerin ein Teil der deutschen Staatsräson ist.

Es zeigt sich also am Beispiel Griechenland, dass das Miteinander der Staaten und ihre Abhängigkeit voneinander so komplex ist, dass man aus diesem Miteinander niemals leichtfertig ein Gegeneinander machen darf.

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