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Fall Kurras: Alte, neue Geschichten

Ob Zufallsfund oder nicht – die in den Stasi-Akten verborgene Sensation ist ein Plädoyer für mehr statt für weniger Aufarbeitung.

Die Stasiunterlagen-Behörde ist immer für eine Überraschung gut. Mit diesen lakonischen Worten kommentierte Helmut Müller-Enbergs seine Entdeckung, dass der Todesschütze von Benno Ohnesorg SED-Mitglied und Stasi-IM war. Doch der Behörde selbst scheint das keinen Ruhm einzubringen. Schon stehen wieder die Kritiker auf der Matte. Aber ob Zufallsfund oder nicht – die in den Stasi-Akten verborgene Sensation ist ein Plädoyer für mehr statt für weniger Aufarbeitung. Und sie ist ein Argument zugunsten der immer wieder angezweifelte Notwendigkeit, die schriftliche Hinterlassenschaft des DDR-Geheimdienstes auch morgen und übermorgen noch so umfänglich wie möglich zugänglich zu machen. Ob das in einer eigenständigen Behörde oder unter dem Dach etwa des Bundesarchivs besser gewährleistet ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Aber politisch muss es bald entschieden werden. Denn die Auseinandersetzung über diese mehr formale Frage verwebt sich oft mit dem um sich greifenden Verdruss, der sich in den Worten artikuliert: „Lasst doch endlich die alten Geschichten ruhen“. Aber wenn die alten Geschichten Geschichte machen, lässt das eine ganze Gesellschaft nicht ruhen. sc

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