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Falsche Bloggerin Amina Abdallah Arraf: "Das ist außer Kontrolle geraten"

Die Geschichte vom schillernden Blog einer Halb-Syrerin zerplatzte wie eine Seifenblase. Denn dahinter verbirgt sich keine mutige Frau, die um die Freiheit einer ganzen Region kämpft, sondern ein Amerikaner, der in Schottland lebt.

Gut gemeint und gut gemacht sind auch im Netz zwei unterschiedliche Dinge. Diese Erfahrung muss derzeit ein gewisser Tom MacMaster machen. Denn MacMaster ist eigentlich besser bekannt unter dem Namen Amina Abdallah Arraf – einer vermeintlichen Bloggerin des Nahen Ostens, eine Heldin, die von westlichen Medien, aber auch den Freiheitskämpfern der arabischen Welt für ihre Beiträge gefeiert wurde. In ihrem Blog „A Gay Girl in Damascus“ (http://damascusgaygirl.blogspot.com) veröffentlichte sie ursprünglich Gedichte und Romanauszüge und paarte das Ganze später mit regimekritischen Texten.

Dabei waren die Zutaten dieses schillernden Blogs schon fast zu aufregend, um wahr sein zu können: Regimekritik einer Halb-Syrerin, Halb-Amerikanerin, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekannte – so viel Freiheit und Bekenntnis gab es zuvor nirgendwo in der arabischen Welt. Nun zerplatzte dieser Traum von einem Blog wie eine Seifenblase. Denn dahinter verbirgt sich keine Syrerin, keine mutige Frau, die um die Freiheit einer ganzen Region kämpft, sondern ein Amerikaner mittleren Alters, der in Schottland lebt, dort an der Universität Edinburgh eingeschrieben und laut eigenen Angaben verheiratet ist.

Im aktuellen Blogeintrag entschuldigt er sich zwar für sein Vorgehen. Er habe niemanden verletzen und nur auf die Situation in der Region aufmerksam machen wollen. Seine Figur sei zwar eine Fiktion, nicht aber seine Schilderungen. „Das ist außer Kontrolle geraten“, schreibt er. Er sei wegen seiner politischen Einstellung häufig als antiamerikanisch oder antisemitisch kritisiert worden, erklärte er der BBC. „Deshalb habe ich einen Namen erfunden, durch den ich sprechen konnte, um das Augenmerk auf die aktuelle Lage zu richten.“ Er hätte nie gedacht, damit „so viel Aufmerksamkeit zu erregen“.

Doch niemand nimmt ihm diese Entschuldigung ab. Zu groß ist der Frust, die Enttäuschung und vor allem die Sorge, dass nun sämtliche Blogs, die den Arabischen Frühling in die Welt tragen wollen, diskreditiert sein könnten. Erste Zweifel an der Authentizität Aminas kamen auf, als sich eines ihrer Fotos als Fälschung erwies. Richtig aufgeflogen ist er mit einem Eintrag einer vermeintlichen „Cousine“ Aminas, die berichtete, dass Amina entführt wurde. Rasch gründete sich eine Facebook-Gruppe, die ihre Freilassung forderte. Doch die Entführung hat nie stattgefunden. Wie auch – ohne eine Amina.

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