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Meinung: Falsche Gewichtsklasse

Keiner soll sich einbilden, dass es in Athen um Sport geht. Nein, die Olympischen Spiele sind ganz große Politik.

Keiner soll sich einbilden, dass es in Athen um Sport geht. Nein, die Olympischen Spiele sind ganz große Politik. Ob Deutschland fit ist für den globalen Wettbewerb, entscheidet sich im Medaillenspiegel. Ob die Griechen eine diplomatische Belohnung für die Restaurierung ihrer Hauptstadt bekommen, zeigt sich heute, wenn das Internationale Olympische Komitee das Urteil über zwei beim Dopingtest säumige Griechen fällt. Auch der NahostKonflikt wird nicht am israelischen Grenzzaun ausgetragen, sondern auf einer Judomatte in Athen. Ein bizarrer Boykott beschäftigte am Wochenende die olympische Gemeinde: Ein Judoka aus dem Iran verweigerte seinen Start, weil er in der Vorrunde gegen einen israelischen Athleten kämpfen sollte. Wegen der Nahostpolitik der Regierung Scharon sei der Israeli einen Wettkampf mit friedlichen Mitteln nicht wert, befand der Iraner und wurde prompt von seinem Staatspräsidenten Chatami belobigt. Macht der Boykott die Spiele kaputt?, sorgten sich Sportfunktionäre. Und manch Athener Sicherheitsexperte bangte vor der harten Reaktion von Ariel Scharon. Doch dann fand der Skandal ein ganz kleines, sportliches Ende. Am Sonntag stieg der Iraner auf eine Waage und erwies sich als zu schwer für seine Gewichtsklasse. Er wurde disqualifiziert und muss nun nach Hause fahren. So kann es zugehen bei Olympia: Was politisch zu leichtgewichtig war, ist sportlich zu schwerwiegend. ide

Sport, Seiten 20 bis 22

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