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Meinung: FDP-Führung: Profil neben dem Profilierten

Die Entscheidung des designierten FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle für Cornelia Pieper als Generalsekretärin hat auf den ersten Blick etwas Bestrickendes. Eine junge Frau, aus Ostdeutschland zudem, mit Erfahrungen in der Führung der Partei.

Die Entscheidung des designierten FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle für Cornelia Pieper als Generalsekretärin hat auf den ersten Blick etwas Bestrickendes. Eine junge Frau, aus Ostdeutschland zudem, mit Erfahrungen in der Führung der Partei. Da fragt man sich, warum ihr Name bei den Liberalen nicht schon viel länger für höhere Aufgaben im Gespräch war. Hat die Kandidatin womöglich doch ein paar Schwächen? Aufgefallen ist Cornelia Pieper außerhalb der FDP bislang kaum. Wer weiß schon, dass sie bereits seit vier Jahren stellvertretende Bundesvorsitzende ist? Und dass sie seit acht Jahren im Bundesvorstand der FDP sitzt?

Westerwelle hat als rechte Hand von FDP-Chef Wolfgang Gerhardt vorgemacht, was ein starker Generalsekretär zu leisten vermag. Pieper will an der Seite des künftigen Parteivorsitzenden Westerwelle eine starke Generalsekretärin werden. Sagt sie. Ein Ziel, das nicht einfach zu erreichen sein wird.

Mit der Entscheidung für Cornelia Pieper fordert Westerwelle seine erklärten Lieblingsgegner in der Politik, die Grünen, besonders heraus. Die neue Spitze der Liberalen wird jünger sein als die aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien. Mit der neuen Generalsekretärin will die FDP auch an ihre Erfolge in den neuen Ländern anknüpfen, wo sie unmittelbar nach der deutschen Einheit zweistellige Ergebnisse erzielte. In Halle, wo Cornelia Pieper zuhause ist, schaffte es der FDP-Kandidat Uwe Lühr bei der Bundestagswahl 1990 sogar, ein Direktmandat zu erobern. Doch dem Hoch der ersten Jahre folgte bald das Tief. Heute ist die FDP - wie die Grünen - nirgendwo in Ostdeutschland in den Parlamenten vertreten, noch nicht einmal in Berlin.

Westerwelle weiß, dass er das ändern muss, wenn sein Projekt "18 Prozent" auch nur den Hauch einer Chance haben soll. Anders als die Grünen hat die FDP dabei zumindest eine Chance, im Osten wieder Fuß zu fassen. Umfragen sehen sie dort wieder bei fünf, sechs Prozent. 2002 wird in Sachsen-Anhalt gewählt. Pieper ist und bleibt dort Landesvorsitzende ihrer Partei. Diese Wahl wird die erste große Bewährungsprobe für die neue Generalsekretärin.

In zwei Wochen sollen die Delegierten sie auf dem Düsseldorfer Parteitag wählen. Eine nicht zu unterschätzende Stärke bringt Pieper mit. Es gibt niemanden, der in der FDP etwas zu melden hat, der die Entscheidung für sie nicht mitträgt. Selbst Jürgen Möllemann, der Landesvorsitzende aus NRW und Möchtegern-Kanzlerkandidat, gibt sich euphorisch. Dabei bietet die neue Personalkonstellation an der Spitze der FDP Westerwelle eine zusätzliche Möglichkeit, den ungeliebten Rivalen kaltzustellen. Möllemann soll als Nachfolgerin Piepers stellvertretender FDP-Vorsitzender werden. Er wird schon wissen, warum er zögert, das Angebot anzunehmen. Stellvertreter gehören in keiner Partei zu denen, die ihres Amtes wegen in der ersten Reihe der Politik eine herausragende Rolle spielen.

Doch solche Startvorteile Piepers tragen nicht ewig. Will sie wirklich eine starke Generalsekretärin sein, muss sie, wie es Westerwelle vorgemacht hat, neben dem Parteichef eigene politische Akzente setzen. Der Vorsitzende an Piepers Seite heißt Guido Westerwelle. Fürwahr nicht leicht für Pieper, da selbst Profil zu zeigen. Noch ahnt deswegen auch niemand, wie das aussehen sollte.

Carsten Germis

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