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Joseph Blatter.

© Ulmer

Fifa-Präsident Joseph Blatter: "Eine sehr unerfreuliche Situation"

Der mächtigste Sportverband der Welt hat sich mal wieder verschluckt, an seiner Gier. Wieder umweht der Verdacht der Korruption die angeblich so feine Fußball-Funktionärsgesellschaft, in der auch Fifa-Präsident Blatter nicht ohne Skandale zum Sonnenkönig aufstieg.

Das ist dumm jetzt. Gerade hatte es Joseph Blatter allen Kritikern gezeigt, und nun sieht sich die Welt doch wieder in ihrer Meinung über ihn bestätigt. Gegen alle äußeren Widerstände hatte Blatter im Sommer die Fußball-Weltmeisterschaft nach Afrika gebracht und zum bunten Bilderreigen zusammenmontiert. Und gegen alle internen Widerstände hatte sich der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa der Konkurrenz für seine Wiederwahl entledigt. Sowohl der Südkoreaner Chung Mong-Joon als auch Asiens Verbandschef Mohammed Bin Hammam aus Katar ließen ihre Avancen fallen: Im kommenden Jahr ist die Bühne für den dann 75 Jahre alten Walliser erneut frei. Blatter will die Fifa offenbar bis zu seinem Tode regieren – wenn sie nicht vorher an sich selbst erstickt.

Nun hat sich der mächtigste Sportverband der Welt mal wieder verschluckt, an seiner Gier. Am Wochenende wurde bekannt, dass zwei Funktionäre aus Blatters Fifa-Regierung ihre Stimmen für anstehende Weltmeisterschaftsvergaben auch von Millionengeschenken abhängig machen würden. Wieder umweht der Verdacht der Korruption die angeblich so feine Fußball-Funktionärsgesellschaft, in der auch Blatter nicht ohne Skandale seinen Aufstieg vom Mittelstürmer zum Sonnenkönig des Sports meisterte. „Sehr unerfreulich“ findet Blatter den neuerlichen Skandal; schließlich läuft sie seiner eigenen Imagekampagne als Friedensnobelpreisträger im Unruhestand zuwider. Mit der Untersuchung der neuen Vorwürfe beauftragte er – typisch Fifa – die hausinterne Ethikkommission. Dessen Mitglieder wurden von jenen Fifa-Exekutivmitgliedern berufen, die sie nun kontrollieren und maßregeln sollen.

In Entwicklungsländern wird der polyglotte Blatter gefeiert – „da freuen sich die Kinder, wenn man einen Ball mitbringt“, erzählt er. In Europas kritischen Kreisen wird die Fifa dagegen eher als Organisation aus der Schattenwirtschaft wahrgenommen, die den Fußball über alle Scherzkommerzgrenzen ausbeute. Bei der WM 2006 in Deutschland wurde Blatter ausgebuht. „Auch Popstars werden ausgepfiffen“, tröstete er sich in der nur ihm eigenen Selbstvergewisserung.

Eines muss man Joseph S. Blatter (das S. für Sepp gab er sich selbst) immerhin lassen: Der Fußball ist bis heute ein einfaches und billiges Spiel geblieben, im Kern hat er sich nicht verändert. Auf die Fifa unter Blatters Führung trifft das offenbar auch zu.

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