zum Hauptinhalt

Finanzkrise: Blanke Banken

Die Finanzkrise geht weiter: In dieser Woche werden viele Leute viel Geld verlieren. In Wirklichkeit war die Krise nie weg. Weil es lange keine schlechten Nachrichten gab, haben viele gedacht, der Gestank um die faulen amerikanischen Hypothekenkredite habe sich verzogen.

Die Besitzer eines Sparbuchs können ganz entspannt durch die neue Woche gehen: Die Höhe der Zinsen bleibt erbärmlich, doch das Geld bleibt auf dem Konto. Alle anderen Anleger sollten es halten wie der amerikanische Börsenhändler Frederic Dickson: „Ich habe mir bereits meine Sturmhaube aufgesetzt und meine Rüstung angezogen.“ So bereitet sich der arme Mann auf den Gang an die Wall Street an diesem Montag vor. Auch in Tokio, London und Frankfurt am Main wird es ungemütlich werden. Die Finanzkrise ist wieder da.

In Wirklichkeit war sie nie weg. Weil es lange keine schlechten Nachrichten gab, haben Finanzpolitiker, Banker, Anleger und Journalisten gedacht, der Gestank um die faulen amerikanischen Hypothekenkredite habe sich verzogen. Nun dreht der Wind wieder. Die Pleite der Hypothekenbank Indy Mac ist nicht nur einer der größten Bankencrashs der USA. Indy Mac macht vielmehr deutlich, was noch kommen kann. Den weitaus größeren US-Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac geht es kaum besser als Indy Mac. Und es wird schon ziemlich laut gemunkelt, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke an Notfallplänen für die beiden Großen arbeite. Am Ende ist es dann so wie bei Indy Mac: Nachdem sich die Bank verzockt hat, steigt der Staat ein, damit der Schaden nicht noch größer wird.

Am Dienstag spricht Bernanke im Kongress, am Donnerstag stellt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in seiner Funktion als Präsident des Weltbankenverbandes einen Bericht mit Empfehlungen vor, wie die Finanzmärkte künftig sicherer werden könnten. Ob das hilft, die Szene zu beruhigen?

In der kommenden Woche endet die Bieterfrist für die Mittelstandsbank IKB, die sich auch verspekuliert hat, mit Hilfe der staatlichen KfW gerettet wurde und nun für kleines Geld weitergereicht wird. Neue Geschäftszahlen von JP Morgan, Merill Lynch und der Citigroup komplettieren die Woche, in der viele sehr viel Geld verlieren werden. Und andere profitieren. Doch was macht die Finanzkrise mit dem Finanzsektor?

Das Aus von Indy Mac am Freitag stammt aus dem Lehrbuch der Bankwirtschaftslehre: Kleinanleger geraten in Panik und holen sich schnell das Geld vom Konto; bei Indy Mac waren das ruckzuck 1,3 Milliarden Euro. Erst geht das Vertrauen flöten, dann das Geld. Die Bank ist tot.

Vertrauen ist ein hohes Gut, und wenn es verspielt ist, braucht es mehr als gute Worte und Versprechungen. Die Banken in aller Welt haben sich in dem Streben nach Profit und Rendite für ihre Geldgeber, also Aktionäre und Anleger, verrückte Produkte einfallen lassen. Kompliziert und unübersichtlich in ihren Auswirkungen auf das System insgesamt. Immer mehr Geld landet so auf dem Spieltisch, obwohl es das Geld eigentlich gar nicht gibt. In der Schweiz wird deshalb überlegt, die Eigenkapitalquote der Banken zu erhöhen – damit Vertrauen zurückkommt und die Risiken besser abgedeckt sind. Und damit am Ende die Banken auch für ihre Abenteuer geradestehen – und nicht der Steuerzahler.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false