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Finanzkrise: Sauber ist der Motor

Die Autoindustrie braucht kein Konjunkturprogramm, sondern andere Modelle. Die Anreize zum Autokauf müssen von den Herstellern selbst kommen.

W enn Märkte ihren zyklischen Konjunkturverlauf verlassen, weil Schocks und Strukturbrüche sie umwälzen, dann steigt die Zahl der Opfer. Zu beobachten ist dies seit mehr als einem Jahr auf dem Finanz- und Bankenmarkt. Das Versprechen, Extra-Renditen mit US-Ramschhypotheken zu erzielen, trieb die Herde der Banker zuerst in einen Spekulationsrausch – und dann in den Ruin. Die, die früher den Ton angaben, werden künftig kleinlaut oder verstummt sein.

Die Autoindustrie erlebt ebenfalls einen solchen Strukturbruch. Die Absatzkrise wird von der Finanzkrise beschleunigt, weil die Turbulenzen die Verbraucher verunsichern und vom Autokauf abhalten. Aber die Schieflage, in die die Autohersteller gerade weltweit rutschen – im September ist der Absatz massiv eingebrochen –, ist zu großen Teilen hausgemacht.

Die Umwälzungen sind für einige Konzerne, vor allem die amerikanischen, lebensgefährlich, weil sie nicht schnell genug reagieren können. Ihre Spritschlucker will keiner mehr haben, Alternativen haben sie nicht im Programm. Für andere Hersteller, womöglich die deutschen, birgt es Chancen, weil sie gestärkt aus der Krise hervorgehen könnten. Die Produktpalette ist vielfältiger, die Entwicklung emissions- und verbrauchsarmer Autos fortgeschrittener.

So oder so ist die Lage aber ernst. Die Hersteller drosseln die Produktion, weil die Halden voll sind und die Planzahlen für 2008 und 2009 viel zu hoch waren. Die Zulieferer, die mehr als ein paar Schrauben, nämlich halbe Autos liefern, müssen sich den Zwangspausen anschließen. Kurzarbeit droht, vielleicht Stellenabbau im wichtigsten deutschen Industriezweig.

Erst die Klimadebatte, jetzt die Finanzkrise. Daimler, BMW, VW und Porsche tun sich jeden Tag schwerer, neue Käufer für ihre teuren, hochwertigen Modelle zu finden. Wer kauft sich jetzt ein Auto für 25 000 Euro, wenn er um seine Ersparnisse fürchten muss, der Job unsicherer wird oder wenn Hoffnung besteht, dass die Hersteller 2009 noch mehr Rabatt geben müssen? Wer greift noch zu einem Auslaufmodell, wenn in den nächsten Jahren die CO2-optimierten auf den Markt kommen?

Ein Konjunkturprogramm für die Autohersteller würde das Zögern der Konsumenten nicht beenden. Im Gegenteil. Wer jetzt hört, dass es irgendwann verbilligte Kredite für saubere Autos geben soll, wartet weiter ab. Und ein Steuernachlass für CO2-sparsame Autos käme zwar den Käufern zugute, nicht aber in vollem Umfang den deutschen Herstellern. Von 100 in Deutschland verkauften Fahrzeugen werden 55 nicht in Deutschland gebaut. Gäbe es einen CO2-Bonus, würden nicht nur Audi, BMW, Ford, Opel, Mercedes, Porsche und VW profitieren, sondern vor allem die Importeure aus Frankreich und Italien.

Die Anreize zum Autokauf müssen von den Herstellern selbst kommen. Auf den Paradigmenwechsel in der Industrie – weniger Prestige und PS, mehr Modernität und Sparsamkeit – konnten sie sich lange genug vorbereiten. Jetzt müssen sie liefern. Wer das nicht schnell genug kann, wird morgen ziemlich kleinlaut sein – oder verstummen.

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