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Meinung: Flugaffäre: Genosse Scharfsinn

Das ist wieder eine Situation, die den Tatmenschen in Gerhard Schröder herausfordert. Der Reflex einzugreifen war ja schon da: als die Bilder des planschenden Rudolf Scharping zeitgleich mit den Überlegungen herauskamen, die Bundeswehr nach Mazedonien zu schicken.

Das ist wieder eine Situation, die den Tatmenschen in Gerhard Schröder herausfordert. Der Reflex einzugreifen war ja schon da: als die Bilder des planschenden Rudolf Scharping zeitgleich mit den Überlegungen herauskamen, die Bundeswehr nach Mazedonien zu schicken. Mensch Rudi mag gern lau baden - aber nicht, wenn er als "Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt" gefordert ist. So denkt in der SPD-Spitze nicht nur der Kanzler.

Zum Thema Online-Umfrage: Sollen Minister umstrittene Flüge selbst bezahlen? Hintergrund: Fliegende Politiker in den Schlagzeilen Foto-Galerie: Rudolf Scharping in Bildern Sie alle denken, im Moment habe ihr Rudolf eine Macke. Wolfgang Clement, Scharpings Amtskollege als stellvertretender Parteichef, hat es öffentlich gemacht, und daran ändert nichts, dass er sich entschuldigt. Clement wirkt, militärisch gesprochen, wie der Spähtrupp: Mal sehen, wie die Leute so reagieren. Und wie Scharping reagiert. Denn klar ist, dass dessen Verhalten zwar irgendwie legal sein kann, aber als Zumutung empfunden wird. Dass er gehalten wird aus Genossen-Solidarität. Dass aber jetzt, andererseits, wirklich nichts Neues kommen darf, kein weiterer Flug, keine unklugen Interviews. Denn der Kanzler hat sich das Wort des Verteidigungsministers geben lassen. Darauf baut sein Urteil auf.

Eines steht da allerdings noch im Hintergrund: die Streitkräftereform. Was ist, wenn Scharping mit seinen Erfolgsformeln baden geht? Wenn die Bundeswehr zum Wahlkampfthema wird? Roland Koch wartet schon. Der CDU-Vorkämpfer hat die Zustände und Umstände bei der Armee gerade als Thema für die CDU benannt.

An Scharping wird das alles nicht vorbei gegangen sein. Trotz allem nicht. Früher nannten sie ihn "Genosse Scharfsinn". Und man kann auch so denken: Es ist immer noch besser, empört zurückzutreten, weil hier ein glücklicher Mensch gejagt wird, als darauf zu warten, dass alle einen Minister auf offener Bühne scheitern sehen. Wenn dann außerdem noch der Nachfolger im Amt die Milliarden bekäme, die fehlen, um die Bundeswehrreform zu retten - wäre dann nicht der Vorgänger der Held? Die interessante Rechnung muss aber nicht aufgehen: Ein Nachfolger kann Scharping für die Fehler verantwortlich machen und die Reform einstampfen. Scharping kann aber auch im Amt bleiben und alles aushalten müssen.

Und Schröder kann warten.

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