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Flughafen BER: Wowereit und Platzeck müssen jetzt handeln

Die Konsequenzen des Flughafen-Debakels sind überschaubar: Ein Geschäftsführer wurde geschasst, das Planungsbüro ausgetauscht, ein neuer Termin genannt. Doch um den einhalten zu können, sollten die Verantwortlichen langsam in die Gänge kommen.

Dies Mal stehen der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck voll „in der Bütt“. Anders als beim Karneval gibt es aber nichts zu lachen. Für sie nicht und nicht fürs Publikum, die Fluggäste, Fluggesellschaften, Laden- und Lokalbetreiber am Flughafen, Mietwagenfirmen, Umzugsspezialisten und, und, und. Sie alle leiden darunter, dass der Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ nicht am nächsten Sonntag eröffnet wird. Den neuen Termin, 17. März 2013, haben Wowereit und Platzeck im Aufsichtsrat mit den anderen „Kontrolleuren“ festgelegt. Damit stehen sie jetzt in der Pflicht, dass nicht auch dieser Termin wieder kurzfristig platzt, wie befürchtet wird. Allein auf die Geschäftsleitung des Flughafens können sie sich dabei nicht mehr verlassen. Und ihr neues Ungemach einfach anlasten, wird auch nicht mehr funktionieren.

Schon einmal waren die Aufpasser zu gutgläubig und blauäugig. Auch nachdem der ursprüngliche Eröffnungstag, der 30. Oktober 2011, nicht mehr zu halten gewesen war und die Aufsichtsräte darüber erst spät informiert wurden, hatten sie in den vergangenen Wochen nicht energisch nachgehakt, als in den ihnen vorgelegten Berichten deutlich auf die Probleme beim Bau hingewiesen worden war. Sie hätten sich auf die Zusage der Geschäftsführung verlassen, trotz aller Schwierigkeiten den Starttermin zu halten, verteidigen sich die „Kontrolleure“. Auch bei den Vertretern des Bundes sieht Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer keine Versäumnisse.

Immerhin hat er sofort in seinem Haus eine Sonderkommission BER geschaffen. Das klingt gut, aber was sie bezweckt, ist unklar. Vage formuliert soll sie den Betrieb am Flughafen Tegel und am alten Schönefeld-Terminal sicherstellen. Beides dürfte nicht die dringendste Aufgabe des Bundesverkehrsministeriums sein. Aber dort gibt es wenigstens eine Reaktion. In Berlin und Brandenburg wartet man ab und lässt die auf einen Mann geschrumpfte Geschäftsführung des Flughafens weiter vor sich hin wursteln. Weder Wowereit noch Platzeck sind bisher auf die Idee gekommen, mehr zu unternehmen, als sich im Aufsichtsrat mehr oder weniger gut informieren zu lassen.

Beim Besuchertag konnte man schon mal einen Blick ins unfertige Terminal werfen:

Es reicht nicht, sich schnell von Planungsbüros und einem Geschäftsführer zu trennen, und diesem die alleinige Schuld am Desaster anzulasten. Ganz schnell braucht die Flughafengesellschaft einen Nachfolger für den geschassten Geschäftsführer. Der muss den Laden durchschauen und die richtigen Konsequenzen ziehen. Selbst wenn das heißen sollte, dass unter den vorgefundenen Umständen auch der neue Termin nicht zu halten ist. Das wäre aber wohl auch das politische Ende der Aufsichtsräte Klaus Wowereit und Matthias Platzeck. Vielleicht legen sie ja gerade deshalb keinen besonderen Wert auf Hilfe von außen. Dabei wäre eine Wagenburgmentalität fatal.

Gewiss, sehr gute Manager zu finden, die in der Lage sind, diesen Flughafen umgehend auf sicheren Kurs zu bringen, ist schwer. Es ist so etwas wie ein Himmelfahrtskommando. Aber der Einsatz lohnte sich. Eine geeignete Frau oder ein geeigneter Mann könnte auch gleich an die Spitze des Unternehmens rücken und den amtierenden Geschäftsführer Rainer Schwarz ersetzen, der ohnehin nur noch ein Chef auf Abruf ist. Auch er gibt jetzt den Ahnungslosen, den die Probleme überrascht haben.

Zumindest Wowereit und Platzeck müssen jetzt alles wissen (wollen). Und alles dafür tun.

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