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Um die Flugrouten des BER streiten sich Bürger, Ämter und die Politik.

© dpa

Flugroutenurteil in Berlin: Lärm verfliegt nicht einfach

Der Wunsch nach einem möglichst lärmarmen Wohnumfeld ist zwar gerechtfertigt. Einlösen lässt er sich rund um einen Flughafen aber nicht. Der jüngste Richterspruch zur Umfliegung von Blankenfelde-Mahlow verschiebt die Konflikte nur.

Ach, Sperenberg... So denken sie seit Jahren, ob Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit oder der abgetretene brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck. Die SPD war immer gegen den zu stadtnahen Standort Schönefeld, den dann Wowereits Vorgänger Eberhard Diepgen (CDU) durchsetzte. Der mag sich heute daran nicht mehr erinnern; seine Nachfolger müssen den ungeliebten Standort trotzdem betriebsbereit bekommen. Das neuerliche Flugrouten-Urteil, das die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow erstritten hat, macht es nicht einfacher. Da ist es kein Trost, dass ein Airport-Start wegen der Technik-Pannen ohnehin weiter unabsehbar ist und auch der Flughafen in Frankfurt am Main in einer ähnlichen Sache einer Anrainer-Gemeinde unterlag.

Der Wunsch nach einem möglichst lärmarmen Wohnumfeld ist gerechtfertigt. Einlösen lässt er sich rund um einen Flughafen aber nicht. Jedes Urteil trägt deshalb den Keim neuer Zwietracht in sich. Wie sollte es auch anders sein, in einer so dicht besiedelten Region, mit vielen Gemeinden, die alle nur das Beste wollen für ihre Bürger.

Deswegen verschiebt der Richterspruch die Konflikte nur: Wenn die Flugzeuge spätabends nicht mehr über Blankenfelde-Mahlow hinweg starten, sondern nördlich daran vorbeifliegen müssen, dann wird die Lärmschleppe näher an die Millionenstadt Berlin rücken, näher an Lichtenrade, näher an Kleinmachnow. Auch deshalb gibt es längst kein Miteinander der Betroffenen mehr, wie nach Bekanntwerden der abgeknickten Flugrouten im Herbst 2010, als sich die Gemeinden gemeinsam zur Wehr setzten.

Die nächste Klage von Betroffenen wird nicht lange auf sich warten lassen. Wie der Flickenteppich der Entscheidungen am Ende aussieht, kann sich keiner vorstellen: Im Januar wurde die Wannsee-Route gekippt, im Juni die Müggelsee-Route bestätigt. Das engt den Spielraum ein. Am Ende könnte sich nicht nur die Politik hoffnungslos verflogen haben, sondern BER könnte mit wilden Flugrouten auch zum Albtraum von Piloten werden. Hinzu kommt die Forderung nach einem Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, der sich auch die in Brandenburg regierende SPD angesichts nahender Landtagswahlen 2014 immer mehr anschließt – obwohl das Bundesverwaltungsgericht einen eingeschränkten Betrieb zwischen 24 und 5 Uhr längst genehmigt hat.

Bei einem totalen Nachtflugverbot aber wird ein wirtschaftlicher Betrieb immer weniger vorstellbar. Es wäre der endgültige Abschied vom Ziel eines Großflughafens. Von einem Drehkreuz mit Weltanschluss erst recht. Zum Lachen – wären da nicht Hunderttausende Nord-Berliner, die nach jahrzehntelangem Lärm die Schließung von Tegel endlich herbeisehnen.

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