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Meinung: Formal weniger Zerfall

Nach fünf Monaten Verhandlungen ist es sicher ein „historischer“ Moment, wenn endlich eine neue irakische Regierung antritt. Auch die sunnitische Minderheit stellt Minister, und der neue Premier al Maliki hat sich als vernünftiger Politiker erwiesen, der über die Partikularinteressen seiner Partei hinausschaut.

Nach fünf Monaten Verhandlungen ist es sicher ein „historischer“ Moment, wenn endlich eine neue irakische Regierung antritt. Auch die sunnitische Minderheit stellt Minister, und der neue Premier al Maliki hat sich als vernünftiger Politiker erwiesen, der über die Partikularinteressen seiner Partei hinausschaut. Dennoch will keine Erleichterung aufkommen. Denn in den vergangenen fünf Monaten hat sich die Geschichte schon weitergedreht: Irak steht seit dem Angriff auf das schiitische Heiligtum in Samara mit einem Fuß im Bürgerkrieg. Wie die neue Regierung das Chaos in den Griff bekommen will, ist unklar. Dies wäre nur denkbar, wenn die extrem heterogenen Kräfte, die in der Regierung vertreten sind, an einem Strang zögen und die nationalen Interessen über die Wünsche einzelner Gruppe stellten. Doch dafür gibt es keine Anzeichen. Nicht einmal auf Verteidigungs- und Innenminister konnte man sich einigen. Wenn die Regierung aber weiterhin die auseinander driftenden Interessen aller Beteiligten wahren will, wird sie überhaupt keine Entscheidungen treffen können. Formal hat die Regierungsbildung den Zerfall des Irak noch einmal aufgehalten. Aber die Ereignisse auf der Straße sprechen längst eine andere Sprache.an

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