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Die Frankfurter Buchmesse wird auch im Zeitalter des digitalen Lesens nicht an Bedeutung verlieren.

© dapd

Frankfurter Buchmesse: Der Druck aufs Buch ist gut

Niemand zweifelt mehr daran, dass die Zukunft dem E-Book gehört. Anlass zur Sorge gibt es aber nicht. Im Gegenteil: Bei manchen Publikationen wird es niemand bedauern, wenn sie schnell wieder vom Bildschirm verschwinden.

Wenn an diesem Mittwoch die Frankfurter Buchmesse ihre Hallen für das Fachpublikum öffnet, wird es aussehen und zugehen wie in den Jahren und Jahrzehnten zuvor. Die Stände der Verlage sind mit vielen gedruckten Büchern kunstvoll ausstaffiert, auf den Lesebühnen und Sofas sitzen die Autoren und lesen aus ihren gedruckten Büchern, und überall in den Gängen unterhalten sich die Besucher miteinander, oft mit gedruckten Büchern in der Hand. Eine Buchmesse ist eine zutiefst analoge Veranstaltung, auch in Zeiten des digitalen Wandels.

Die digitale Gegenwart und Zukunft aber wird auf der 64. Frankfurter Buchmesse das alles beherrschende Thema sein – Arnold Schwarzeneggers „Total Recall“-Auftritte hin, Diskussionen mit Heinz Buschkowsky über sein „Neukölln ist überall“-Buch her. Das Thema ist nicht neu. Mit der Digitalisierung der Branche beschäftigt man sich auf der Buchmesse schon seit einigen Jahren. Neu ist: Niemand zweifelt mehr daran, dass die Zukunft längst begonnen hat, dass sie dem E-Book, dem digitalen Lesen gehört. Muss man aber deshalb das Lesen an sich als bedrohte Kulturtechnik betrachten? Auch das glaubt kaum noch jemand. Ihre Wirkungsmacht können Bücher gleichermaßen gedruckt oder elektronisch entfalten.

Das Buch, wie wir es nun seit Jahrhunderten schon kennen, ist trotz Digitalisierung nicht gleich dem Untergang geweiht. Dafür bieten die elektronischen Lesegeräte und die E-Books nicht genug Vorteile, gerade bei der Lektüre. Ganz zu schweigen von den Kompatibilitätsproblemen, die bewusst von den verschiedenen Anbietern wie Apple, Sony oder Amazon in Kauf genommen werden: Nicht jedes E-Book lässt sich auf jedem E-Reader lesen.

Trotzdem steht das gedruckte Buch unter Druck. Auf dem Bestsellermarkt ist es nur noch ein Teil in einer multimedialen Verwertungskette. Und sein Nimbus, das Nonplusultra für die Wissensgesellschaft zu sein, ist auch geschwunden. Warum soll jemand seine Sprachmacht oder sein kulturelles Distinktionsvermögen verlieren, wenn er Bücher auf dem Kindle oder auf Tablets liest? Zudem ist es ja wirklich ganz und gar egal, ob man Hervorbringungen wie die von Buschkowsky, Schwarzenegger, Bettina Wulff oder anderen Prominenten in gedruckter oder elektronischer Form liest. Bei diesen sogenannten Schnelldrehern geht es lediglich um kurze, heftige mediale Aufmerksamkeit, um Stoff für gesellschaftsbewegende Diskussionen. Dann verschwinden sie wieder. Schadet es wirklich, wenn sie nicht mehr massig in der Bibliothek stehen, sondern platzsparend im Computer stecken? Nein!

Erstaunlich ist eher, dass sich der digitale Wandel zwar stetig vollzieht, der Anteil von E-Books am Gesamtumsatz des Buchmarktes aber noch immer zwischen gerade einmal ein bis zwei Prozent bewegt. Trotzdem ist ein Online-Unternehmen wie Amazon dabei, schneller Nägel mit Köpfen zu machen als alle traditionellen Branchenriesen zusammen, als Händler wie neuerdings auch als Verlag.

Der Buchmarkt und das Bücherverlegen werden sich eklatant verändern, über kurz – und über lang sowieso. Das ist sicher. Und sicher ist, dass der Frankfurter Buchmesse all diese Veränderungen nur wenig anhaben können. Es geht selbst in einer digitalen Welt nichts über analogen Austausch und über Schriftsteller, wie und wo immer sie ihre Bücher veröffentlichen, die man nicht nur bewundern, sondern auch anfassen kann.

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