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Frankreich: Heute die, morgen wir

Die Ratingagentur Moody's hat Frankreichs Kreditwürdigkeit herabgestuft. Das ist kein Weltuntergang. Aber auch kein Grund für Gelassenheit.

Europa geht nicht unter, weil Frankreich eine etwas schlechtere Kreditwürdigkeit bescheinigt wird als bisher. Die Beurteilung geht obendrein wohl in Ordnung: Die zweitgrößte Volkswirtschaft des Kontinents steht in der Tat schlechter da als die größte. Trotzdem empfiehlt sich weder in Frankreich noch in Deutschland allzu große Gelassenheit. Im Nachbarland führt die wirtschaftliche Stagnation dazu, dass die Bürger die meisten Wahlversprechen François Hollandes getrost vergessen können. Das Rating ist nicht „ein bisschen eine kleine mahnende Beurteilung“, wie der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble anmerkte. Moody’s stellt wie schon Standard & Poor’s fest, dass Frankreich auf dem aktuellen Weg weder die Verschuldung noch die wirtschaftliche Schwäche in den Griff bekommen dürfte. Unendlich weit ist Deutschland allerdings von einem solchen Befund nicht entfernt. Die für den Export wichtige Konjunktur in den USA und China lässt nach, die Wahlgeschenke nehmen überhand, und das zu einem Großteil staatlich finanzierte Rentensystem – allein in diesem Jahr gibt der Bund 80 Milliarden Euro dazu – ist alles andere als zukunftsfest. Spätestens die nächste Bundesregierung wird den Mut zur Wahrheit finden müssen.

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