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Frankreich: Mühlsteine

Sarkozys Deal mit Gaddafi: Beide stehen sich in Kaltschnäuzigkeit in nichts nach. Eine Aussage von Gadaffis Sohn weckt nun Zweifel an der Legitimation der europäischen Entschädigungszahlungen.

Man weiß nicht, wen man schlimmer finden soll. Libyens bizarren Revolutionsführer Gaddafi, oder Frankreichs alerten Präsidenten Sarkozy. Beide stehen sich in Kaltschnäuzigkeit um nichts nach, wie die widerlichen Details belegen, die jetzt publik werden. Es begann mit der Behauptung des gesprächigen Gaddafi-Sohns, Frankreich selbst zahle die gut 400 Millionen Dollar Entschädigung an die Familien der Aidskinder, um seinen Waffenfirmen die libyschen Vertragsunterschriften zu erkaufen. Nun aber klemmt es offenbar mit dem französischen Scheck, denn dem sich desavouiert fühlenden Sarkozy ist die Sache zu heiß geworden. Libyen reagiert prompt: Diesmal gibt der Gaddafi-Sohn zu, dass die sechs Festgehaltenen gefoltert wurden. Und räumt ein, dass die Kinder bereits vor deren Ankunft mit Aids infiziert waren – will heißen: die Legitimation für eine europäische Entschädigungszahlung entfällt. Damit sind am Ende alle Opfer, die bulgarischen Schwestern und die 438 Familien mit ihren todkranken Kindern, zwischen die Mühlsteine des Waffendeals geraten. Die einen saßen acht Jahre unschuldig im Gefängnis. Und die anderen werden keinen Cent Entschädigung erhalten. (M.G.)

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