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Meinung: Franz im Glück

UNDICHTE STELLE BEI DER LUFTHANSA

Nun läuft es umgekehrt in der Bonusmeilenaffäre. Jetzt hat die Lufthansa bei SPD-Generalsekretär Franz Müntefering etwas gut, und das, obwohl die Airline ziemlich blamiert da steht. Aber weil die Kranich-Linie zugibt, dass die undichte Stelle in der ganzen Affäre wohl doch bei ihr zu finden ist, liefert sie Müntefering den Vorwand, seine Strafanzeige gegen „Bild“ zurückzuziehen. Mit der hatte er sich in den eigenen Reihen zunehmend unbeliebt gemacht, zumal „Bild“ in der Berichterstattung über Münteferings Ruf nach dem Staatsanwalt in die ganz große Buchstabenkiste griff. Wer in Verdacht gerät, unter einem fragwürdigen Vorwand eine Attacke gegen die Pressefreiheit zu reiten, wird wenige Wochen vor der Bundestagswahl zur Belastung für die eigene Partei. Denn für solche Winkelzüge hat niemand in der Medienbranche Verständnis. Das begriff am Ende auch der SPD-Generalsekretär, reichlich spät. Während Müntefering nun wohl wieder seine Ruhe hat, wird die Angelegenheit für die Lufthansa wirklich peinlich. Sie verweist zwar jetzt auf den großen technischen Aufwand, den sie betrieben habe, um dem Sünder auf die Spur zu kommen. Aber am Beginn der Affäre hatte sie auf den Vorwurf von Bundestagspräsident Thierse, die undichte Stelle könne nur im Umfeld des Unternehmens zu finden sein, ziemlich von oben herab reagiert. Dann musste sie zugeben, dass weltweit fast 4000 Mitarbeiter Zugriff auf die Dateien des Vielfliegerprogramms haben, die Gefahr eines Missbrauchs also nicht unerheblich sei. Nun stellt sich heraus, dass Thierse goldrichtig lag. Was wieder einmal zeigt, dass man sich seines guten Gewissens erst rühmen sollte, wenn man ganz sicher ist, auch eines haben zu dürfen. apz

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