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Französisches Ehe-Urteil: Recht statt Religion

Diesmal war es ein fehlendes Jungfernhäutchen in Frankreich. Vergangenes Jahr war es ein prügelnder Ehemann in Frankfurt am Main. Beide Male fragten sich die Richter, inwieweit der Koran und das daraus abgeleitete islamische Recht der Scharia bei einer Scheidung wichtiger sind als das Bürgerliche Gesetzbuch.

Die französischen Richter entschieden sich für die säkularen Gesetze: Ein fehlendes Jungfernhäutchen kann in Frankreich, anders als in Saudi-Arabien, kein Reklamationsgrund bei einer Braut sein. Die Ehe wurde nicht annulliert, auch wenn der Ehemann es sich anders gewünscht hatte. Die Frankfurter Richterin gab 2007 leider der Scharia Recht. Noch sind das Einzelfälle. Aber an ihnen zeigt sich ein Problem, das ganz Europa betrifft: Das bürgerliche, säkulare Recht, über Jahrhunderte erstritten, versteht sich in den neuen Einwanderergesellschaften nicht von selbst. Es muss immer wieder neu durchgesetzt werden. Die Scharia muss dabei nicht in Gänze verdammt werden. Sie regelt vieles, was nicht verwerflich ist, auch, wie oft ein Muslim beten und sich waschen muss. Aber wo es um Menschenrechte geht, die Rechte von Frauen etwa, darf der Islam nicht über dem säkularen Gesetz stehen. Recht und Religion sind in Europa getrennte Bereiche. Wir sind nicht bei den Taliban. clk

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