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Meinung: Friedens-Demos: Das andere Amerika

Die erste patriotische Verbrüderung in den USA ist abgeklungen, der erwartete Militärschlag ausgeblieben. Stattdessen melden sich US-Bürger zu Wort, die angesichts der Terroranschläge eine selbstkritische Analyse der amerikanischen Außenpolitik verlangen.

Die erste patriotische Verbrüderung in den USA ist abgeklungen, der erwartete Militärschlag ausgeblieben. Stattdessen melden sich US-Bürger zu Wort, die angesichts der Terroranschläge eine selbstkritische Analyse der amerikanischen Außenpolitik verlangen. Ihre Proteste zeigen eine Nachdenklichkeit, die offenbar auch Außenminister Powell umtreibt. In normalen Zeiten ist nur eine Minderheit amerikanischer Bürger an Außenpolitik interessiert. Doch das mag sich seit dem 11. September ändern. Denn die Bevölkerung ahnt, dass beispielsweise die Embargopolitik gegen den Irak, die 1,5 Millionen unschuldige Menschen das Leben kostete, die Präsenz von US-Truppen in Saudi-Arabien, dem Heiligen Land der Muslime, sowie die einseitige Unterstützung Israels und seiner Besatzungspolitik womöglich mit den barbarischen Flugzeugtaten zusammenhängen. Auch wächst das Bewußtsein, dass die wachsende globale Ungerechtigkeit ähnliche Folgen haben könnte, wie die krassen sozialen Gegensätze im Inneren. Mit der Perspektivlosigkeit wachsen Kriminalität und Gewalt, mit der Ohnmacht die Bereitschaft, dem beherrschenden Gegner nach Kräften empfindliche Wunden zuzufügen. Darauf werden Antworten verlangt. Der alleinige Ruf nach mehr Gefängnissen reicht ebenso wenig wie der alleinige Ruf nach Krieg.

M.G.

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