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Meinung: Friedens-Prozess

ISRAEL STELLT BARGHUTI VOR GERICHT

Es wird ein Schauprozess werden – auf beiden Seiten: Mit der Anklage des Fatah-Führers Marwan Barghuti sucht Israel eine Gelegenheit, der Welt noch einmal all das Material zu präsentieren, das in den Gebäuden der Autonomiebehörde in Ramallah beschlagnahmt wurde und die Verstrickung der palästinensischen Führung in den Terror beweisen soll. Barghuti seinerseits hat bei Prozesseröffnung schon klar gemacht, dass er sich weniger als Angeklagter denn als Kläger sieht. Er will das Medieninteresse nutzen, um Israels Besatzungspolitik an den Pranger zu stellen. Barghuti galt lange Zeit als einer der jungen palästinensischen Politiker, die einen friedlichen Ausgleich mit Israel wollten. Nach Ausbruch der Al-Aqsa-Intifada hat er die ihm unterstellte Miliz aber zunehmend radikalisiert. Seine Festnahme durch die Israelis macht ihn nun zum zweitpopulärsten palästinensischen Politiker nach Arafat. Barghutis Zukunft dürfte denn auch weniger vor Gericht als von der Politik entschieden werden. Denn selbst nach einer Verurteilung könnte er darauf rechnen, einer der Ersten zu sein, die nach einer israelisch-palästinensischen Annäherung aus dem Gefängnis entlassen würden. Ein Paradox: Auf Gewalt gesetzt zu haben und dann auf den Frieden hoffen zu müssen. clw

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