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Friedensnobelpreis an die EU: Ermutigung

Ein Moment der Rückschau am Ende eines turbulenten Jahres – das war die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union. Als der belgische EU-Ratschef Herman van Rompuy bei der Zeremonie in Oslo von seinem Vater erzählte, der in Kriegszeiten als 17-Jähriger sein eigenes Grab ausheben musste, dürfte selbst Nörglern klar geworden sein, was die EU bei aller Widersprüchlichkeit und Krisenanfälligkeit vor allem ist: ein unersetzbares Aussöhnungsprojekt.

Ein Moment der Rückschau am Ende eines turbulenten Jahres – das war die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union. Als der belgische EU-Ratschef Herman van Rompuy bei der Zeremonie in Oslo von seinem Vater erzählte, der in Kriegszeiten als 17-Jähriger sein eigenes Grab ausheben musste, dürfte selbst Nörglern klar geworden sein, was die EU bei aller Widersprüchlichkeit und Krisenanfälligkeit vor allem ist: ein unersetzbares Aussöhnungsprojekt. Sicher, auch ohne die EU hätten die Waffen nach 1945 im Kerngebiet des Kontinents wohl dauerhaft geschwiegen. Aber die EU hat dem Nebeneinander der Staaten etwas Neues hinzugefügt – eine Verflechtung, die „Europa“ zum Bestandteil der Innenpolitik gemacht hat. Nun gehört es zur Ironie der Geschichte, dass gerade das sichtbarste Zeichen dieser Verflechtung, der Euro, zum Sprengsatz werden könnte. Zwar will Kanzlerin Angela Merkel Athen in der Euro-Zone halten, doch Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi könnte demnächst neue Gräben aufreißen, falls er seine Kampagne zur Wiederwahl mit Anti-Merkel-Tiraden befeuern sollte. Nicht auszudenken, welche destruktiven Kräfte der „Cavaliere“ in der EU mobilisieren dürfte, sollte er tatsächlich wieder zum Regierungschef gewählt werden. Wenn der Nobelpreis nicht nur vergangene Leistungen würdigt, sondern auch als Ermutigung für die Zukunft gedacht ist, dann lässt sich sagen: So viel Ermutigung wie heute hatte die EU noch nie nötig. ame

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