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Meinung: „Früher haben wir …

… Maximalforderungen gestellt und gingen am Ende leer aus.“ Dschalal Talabanis Wahl zum Präsidenten krönt eine der farbigsten politischen Karrieren des Iraks.

… Maximalforderungen gestellt und gingen am Ende leer aus.“

Dschalal Talabanis Wahl zum Präsidenten krönt eine der farbigsten politischen Karrieren des Iraks. Guerillaführer, Gefangener, Entrechteter, politischer Aktivist und Flüchtling: das waren die Rollen, in die das Engagement für die Kurden den 72-Jährigen gedrängt haben. Seine Wahl zum Interimspräsidenten beschert den jahrzehntelang so grausam verfolgten und gequälten Kurden Iraks eine historische Genugtuung für Leid und Missachtung.

Seit seinem 14. Lebensjahr kämpft Talabani für die Kurden. Er begann seinen Aufstieg in den frühen 50ern, als er die Studentenunion der „Kurdischen Demokratischen Partei“ (KDP) mitbegründete. Rasch stieg er in der KDP auf und schloss sich 1961 der kurdischen Revolte gegen Abdul Karim Kassem an. Doch bald kam der Bruch mit der traditionalistischen KDP, der die Kurden jahrzehntelang belastete. Talabani gründete mit überwiegend städtischen Anhängern die Patriotische Union Kurdistans, die mit den Stammestraditionen der Mutterpartei brach, sich sozialdemokratischen Idealen verschrieb und mehrmals gegen die KDP die Waffen erhob.

Der Kampf für ein freies Kurdistan besaß für Talabani stets höchste Priorität. Dafür verbündete er sich während des iranisch-irakischen Krieges gar mit Teheran und erlitt seine schlimmste Niederlage, als Saddam 1988 den „Verrat“ der Kurden mit der Gasattacke auf Halabscha bestrafte, der 5000 Zivilisten zum Opfer fielen. Heute bekennt sich Talabani zum irakischen Staat. Bei der Rolle des Islams jedoch zieht der Laizist eine rote Linie: „Die Kurden werden sich niemals einer islamischen Ordnung unterwerfen.“

Birgit Cerha

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