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G-20-Gipfel: Nüchternheitstest für Goldfische und Facebooker

Früher gab es noch den Sendeschluss. Es war dann Zeit ins Bett zu gehen. Heute geht der Mensch, insbesondere wenn er ordentlich eingelitert hat auf Facebook und gibt munter Peinlichkeiten preis.

Früher, das weiß man ja kaum noch, gab es im Fernsehen auch einen Sendeschluss. Der lag früh in der Nacht und die Sendepause dauerte bis in den späten Nachmittag an. Frühstücksfernsehen oder Richterin Salesch gab es in diesen Tagen noch nicht, dafür ein Standbild, das sogenannte Testbild. Das waren Diagramme, Quadrate, Kreise, seit Einführung der Farbe ins Fernsehen auch bunt, und man saß davor und nichts passierte. Deswegen wurde auch nie deutlich, was da eigentlich getestet wurde, das Bild kann es wohl nicht sein, das war ja da. Nur manchmal kam das Bild in Bewegung, ins Flimmern. Das war stets nachts und nach Genuss diverser Alkoholika. Aber wirkliche Action war dann auch nicht und man ging schlafen. Heute geht der Mensch ins Facebook.

Oder auf Facebook. Und wenn er vorher ordentlich eingelitert hat, dann teilt er der Welt mitunter gewaltige Peinlichkeiten mit, die auszuräumen anderentags wieder viel Zeit beansprucht. Aber nun bald bekommt der Facebook-User auch ein Testbild. Damit kann er testen, ob er überhaupt noch in der Lage ist, ohne Peinlichkeit zu kommunizieren. Dabei muss er, oder auch sie, mit dem Cursor innerhalb eines kreiselnden Kreises bleiben oder eine Reihe blinkender Lichter zuordnen. Kann er das nicht, sagt der Computer quasi: „Ey, lass mal lieber, du hast die Lichter an“ und verweigert den Zugang. Was sich heute noch manch Facebooker sicher am nächsten Morgen gewünscht hätte. So ein Nüchternheitstest ist also sehr sinnvoll. Er kommt nur zu spät.

In Seoul, beim G-20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer, wird auch getestet werden. Das Wasser der Toiletten am Tagungsort, dem Kongresszentrum. Und zwar werden Goldfische in dem Wasser schwimmen, als „Symbol für die ökologische Wasserpolitik“. Es ist noch unklar, wie man sich die Sache vorstellen muss. Schwimmen die Fische im Syphon oder dümpeln sie im Spülkasten? Und was, wenn die Kongressteilnehmer ihren Geschäften nachgegangen sind? Dann ist das Wasser gewiss nicht mehr rein. Was im Übrigen den Goldfischen, die zu den Karpfen zählen, nichts ausmachen dürfte. Karpfen gelten als Teichschweine. Und dann wird die Spülung gezogen! Möglich, dass ein Nüchternheitstest bei den Planern die Fische gerettet hätte. Helmut Schümann

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