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Meinung: Gärtner, Bock, Sündenbock

Schon wieder musste die UNVerwaltung des Kosovo ihren Chefverwalter austauschen. Der „Rentner“ Harri Holkeri dankte schon vor Wochen frühzeitig ab.

Schon wieder musste die UNVerwaltung des Kosovo ihren Chefverwalter austauschen. Der „Rentner“ Harri Holkeri dankte schon vor Wochen frühzeitig ab. Kofi Annan nominierte nun Sören Jessen-Petersen, seit 30 Jahren im UN-Apparat aktiv. Der prominenteste Publizist des Kosovo, Veton Surroi, rät dem Dänen in einem offenen Brief: „Kommen Sie nicht!“ Denn er werde täglich frustriert zu Bett gehen; wie seine Vorgänger stehe er ohne echte Macht, ohne Armee, Polizei, Zentralbank, Staatsanwaltschaft, Verfassung und Freunde da. Neun Milliarden Dollar flossen seit 1999 in die UN-verwaltete Provinz – neun Milliarden für zwei Millionen Einwohner. Wohin floss das viele Geld? Das fragen viele, mit wachsendem Zorn. 60 bis 80 Prozent Arbeitslosigkeit, breite Armut und eine Hand voll steinreicher Krisengewinnler prägen das Bild. Die Geduld der Kosovaren mit den „Internationals“ schien schon im März am Ende, als wieder Gewalt ausbrach. Im Kosovo, dem globalen Modellfall des Nation-Building, prallen zwei Welten aufeinander. „Meine Rente: 40 Euro. Dein Gehalt: 8000 Euro!“ stand auf Schildern der Demonstranten. Der Kosovo, aber auch seine UN-Verwaltung brauchen so dringend Reformen, wie ein blutender Patient einen Verband. Qualitätskontrolle der Mitarbeiter, exzellente Koordination, klare Ziele und klarer Horizont für die Statusfrage – ohne all dies wird kein UN-Verwalter Erfolg haben. Und erst dann ist die Frage müßig, ob mit einem neuen Topfunktionär wieder ein Bock zum Gärtner gemacht wurde oder ein Gärtner zum Sündenbock. cf

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