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Gastkommentar: Die Bank – dein Freund und Helfer?

Es ist noch gar nicht so lange her, dass man die Leute an den Schaltern der Geldinstitute "Bankbeamte" nannte. Bankbeamte – das klang nach gediegener Verlässlichkeit im Dienste auch des kleinen Mannes, und das Wort spiegelte sowohl die Erwartung als auch die Erfahrung wider, dass die Banken vor allem das wohlverstandene Interesse ihrer Kunden im Auge haben. Haben? Hatten!

Natürlich soll man nicht verallgemeinern (ich kenne auch verantwortungsbewusste – nun hätte ich doch fast wieder Bankbeamte gesagt). Aber der Trend im heutigen Bankwesen geht doch eher dahin, den Kunden und dessen Geld (und dessen nicht ganz un-gierige Gewinnerwartung) nur als Mittel zu verstehen, selber Geld zu verdienen, als Bankhaus und – persönlich – als Banker. Die akute Bankenkrise hat diesen Trend erbarmungslos offen gelegt. Ich will ihn an einigen persönlichen Erfahrungen illustrieren.

In meinem Bekanntenkreis stieß ich auf eine Kundenberaterin einer Großbank, die zunehmend an ihrem Beruf leidet. Ständig erfände man weiter oben in ihrem Haus neue „Finanzprodukte“, die sie dann nach vorgegebenen Quoten gefälligst in den Markt zu drücken hätten – und dies obwohl sie fest davon überzeugt sei, dass kaum einem ihrer Kunden damit wirklich gedient sei. Zumindest ihre jüngeren Kollegen stünden unter einem ungeheuren Druck, diese Vorgaben zu erfüllen, koste es (den Kunden, natürlich), was es wolle. Dieser Bericht erinnerte mich an die makabre Interviewäußerung Hilmar Koppers, des vormaligen Sprechers des Vorstands der Deutschen Bank, er hätte die innovativen Finanzprodukte, die seine Leute ausgeheckt haben, selber nie gekauft.

Vor einiger Zeit hatte ich selber aus familiengeschichtlichen Gründen ein gewisses Sümmchen anzulegen. In einer der Banken erzählte man mir, für die Verwaltung werde man mir keine feste Gebühr abfordern, sondern nur jeweils für die einzelnen Transaktionen Kosten berechnen. Also konnte ich mir ausrechnen, dass deren Angestellte möglichst viele Transaktionen tätigen müssen (und zwar ohne primäre Rücksicht darauf, ob das meinem Depot guttut), um auf ihre Kosten, genauer: um auf ihren Gewinn zu kommen, oder doch auf einen Teil davon. Vorsichtshalber fragte ich dann noch, ob man denn für mich das jeweils beste Finanzprodukt am ganzen Markt erwerben wolle oder doch den Finanzprodukten des eigenen Hauses den Vorzug geben werde. Als mir dann geantwortet wurde, die Produkte des eigenen Hauses seien die besten am Markt, zog ich kurz entschlossen eine Bank weiter.

Mit deren „Bankbeamten“ verstehe ich mich bestens – auf der Grundklage einer konservativen Anlagestrategie, denn so viel hatte ich schon als kaufmännischer Lehrling gelernt, dass nämlich langfristige Renditen über fünf Prozent entweder aktives eigenes unternehmerisches Wagnis oder aber hohes passives Risiko voraussetzen. Doch selbst mein heutiger Berater ruft mich gelegentlich an, um mir Produkte anzubieten, von denen er eigentlich wissen müsste, dass ich sie nicht ernstlich erwägen werde. Aber klar, so vermute ich realistisch, dem guten Mann sind eben auch „von oben“ gewisse Vorgaben, na, nahegelegt worden, und da muss er mindestens eine erkleckliche Zahl von Kundenanrufen nachweisen können.

Was folgt daraus? Wir werden die Welt so schnell nicht zurückdrehen können – und die gute alte Zeit war auch nicht ganz das. Aber wir müssen die Banker endlich ihres Heiligen- … pardon: Beamten-Scheins entledigen und schnell lernen, unser Kundeninteresse von dem der Bank und ihrer Angestellten gründlich zu unterscheiden, auch wenn dies wegen der einseitig verteilten Sachkunde schwerfällt. Und wenn dann die Banken noch begreifen wollten, dass sie in Wirklichkeit nur Treuhänder unseres Geldes sind …

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