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Seit es die EZB gibt, ist die Bundesbank stets auf der Suche nach neuen Aufgaben.

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Gastkommentar: "Die Bundesbank könnte als Ratingagentur fungieren"

Der internationale Markt für Ratings von drei privaten US-Agenturen beherrscht. Die Bundesbank könnte Abhilfe schaffen, meint DIW-Ökonomin Mechthild Schrooten. Die Probleme im Finanzsektor wird das jedoch nicht lösen.

Die Ratingagenturen sehen das Geschäft der Banken zunehmend kritisch. Tatsächlich wurde die Zeit nach der internationalen Finanzkrise 2008 in keiner Weise für eine flächendeckende, zukunftssichernde Neuausrichtung des Finanzsektors genutzt. Insbesondere große Banken scheinen nach wie vor mit großen Problemen konfrontiert zu sein.

Dabei wird der internationale Markt für Ratings von drei Agenturen beherrscht – Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Rating. Die Agenturen verfügen über Marktmacht, die ihnen vor allem durch regulierungspolitische Entscheidungen zugesprochen wurde. Auch in Deutschland haben beispielsweise Lebensversicherungen beim Wertpapiererwerb die Risikoeinschätzung von Ratingagenturen zu berücksichtigen.

Dieses Wissen könnte die Basis für eine neu zu schaffende europäische Ratingagentur liefern und so zu einer immensen Qualitätsverbesserung in diesem Geschäftsfeld beitragen. Ähnliches gilt jedoch auch für die Ratingagenturen selbst. Im Vorfeld der Krise 2008 hatten sie als Bonitätseinschätzer weitgehend versagt. Auch bei der aktuellen Neubewertung der Banken haben in etlichen Fällen die Märkte Signale der Ratingagenturen vorweggenommen.

In Deutschland liegen erhebliches Fachwissen und Kompetenz zur Finanzmarktbeurteilung bei der Bundesbank. Eine herausragende Aufgabe der Bundesbank könnte es in Zukunft daher sein, als erste international operierende öffentlich-rechtliche Ratingagentur zu fungieren. Sie würde in Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Anbietern treten und ein neues Gütesiegel einbringen.

Die Probleme im Banken- und Finanzsektor werden allerdings nicht durch ein qualitativ besseres Rating gelöst. Gefragt sind zukunftsfähige Geschäftsmodelle, die sich an den Grundfunktionen von Banken orientieren. Geschäftsaktivitäten, die darüber hinausgehen, kamen die Steuerzahler in der Vergangenheit teuer zu stehen. Hier sollte ein Schlussstrich gezogen werden. Eine straffe und gut organisierte Bankenregulierung im Zusammenspiel mit einer staatlichen Ratingagentur würde den Raum für spekulative Geschäfte mindern.

Mechthild Schrooten
Mechthild Schrooten

© privat

Die Autorin ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Bremen und Forschungsprofessorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

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