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Meinung: Gefährliches Symbol Von Gerd Appenzeller

Ob mit dem Ende des Sommerflugplans am 30. Oktober auf dem Flughafen Tempelhof wirklich Stille einkehrt, ist alles andere als gewiss.

Ob mit dem Ende des Sommerflugplans am 30. Oktober auf dem Flughafen Tempelhof wirklich Stille einkehrt, ist alles andere als gewiss. Die Luftverkehrsbehörde hat lediglich einem Antrag der Berliner Flughafen Gesellschaft, BFG, auf Befreiung von der Betriebspflicht entsprochen. Das heißt im Klartext, dass die BFG ab 1. November nicht mehr für die Sicherheit in Tempelhof verantwortlich ist. Deswegen aber löst sich der Flughafen ja nicht in Luft auf. Theoretisch könnte sich eine andere Betreibergesellschaft finden. Die Fluggesellschaften dba und Germania haben sich in den vergangenen Monaten für eine solche Lösung interessiert. Sie können jetzt zeigen, ob es ihnen damit, alleine oder zusammen, ernst ist. Über eine gemeinsame Holding das Flughafenpersonal anzustellen und technische Einrichtungen zu nutzen, wäre eine Option.

Dann müsste sich zeigen, ob die bisherigen Jahresverluste von Tempelhof, die bei 15 Millionen Euro liegen, tatsächlich Betriebsverluste sind (wie die BFG behauptet), oder eine Folge der völlig überdimensionierten Infrastruktur von Tempelhof. Es ist ja ein hübscher Superlativ, dass dort – nach dem Pentagon – das größte zusammenhängende Gebäude der Welt steht. Aber es ist eben ein bisschen sehr viel Gebäude für ein kleines Wenig Flugverkehr. In Tempelhof geht es aber eben nicht nur um Fakten, sondern auch um Emotionen. Tempelhof steht als Symbol für die Luftbrücke, für die gegen den Kommunismus ertrotzte Freiheit. Aber dieser Flughafen ist das Gestern, auch wenn immer wieder von der Notwendigkeit eines CityAirports gesprochen wird, so, als läge Schönefeld am Ende der Welt. In Frankfurt, München, Stuttgart werden vergleichbare oder viel größere Entfernungen vom Stadtzentrum klaglos hingenommen. Die Zukunft des Berliner Luftverkehrs liegt im Süden der Stadt. Daran glaubt freilich niemand, solange um den Bau des Flughafens und seiner Anbindungen an Straße und Schiene provinziell gestritten wird. Auf die Verlässlichkeit staatlicher und städtischer Planung, eigentlich die Basis aller wirtschaftlichen Standortentscheidungen, baut kaum jemand mehr. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die Flughafengesellschaft den Weg Richtung Schönefeld konsequent weitergeht.

Im Streit um Tempelhof ist zudem über all die Jahre ein Aspekt viel zu kurz gekommen – der der Sicherheit. In den Jahrzehnten, in denen der Westteil der Stadt eingemauert war, musste man Risiken tragen, die heute nicht mehr zu verantworten sind. Ein Flughafen mitten im Wohngebiet ist unter Sicherheitsaspekten untragbar. Daraus muss man Konsequenzen ziehen – und zwar bevor ein Unglück geschieht.

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