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Meinung: Geist aus der Kartei

DIE ROSENHOLZ-DATEI

Bisher waren sie ein Phantom, eine Mystifikation, eine Drohung. Wenn Rosenholz kommt – so der Ruf, der den geheimnisumwitterten StasiKarteien vorausging, die in den Nachwendewirren nach Amerika geraten waren –, würden auch die letzten Geheimnisse der DDR-Spionage gelüftet werden. Zumal den Westdeutschen, die ihre Mitwirkung bei der Arbeit der Stasi bisher verbergen konnten, drohe die Enthüllung. Nun sind die Dateien mit dem blumigen Namen da. Folgt nun eine neue, die ultimative Runde der Auseinandersetzung mit der Schnüffel- und Unterminierungs-Apparatur der DDR? Oder nur die Reprise der alten Stasi-Schlachten? Sowohl für spektakuläre Erwartungen wie für eine Entwarnung ist es zu früh. Gewiss werden die Rosenholz-Dateien unsere Kenntnisse über die Machenschaften des DDRGeheimdienstes vermehren und vielleicht auch diesen oder jenen überführen, der sich bisher in Unschuld sonnte. Aber es kann auch sein, dass uns vieles in den Dateien – wie das Kartei-Blatt mit der IM-Registrierung des PDS-Vorsitzenden Lothar Bisky – nicht wirklich klüger macht. Vor allem werden uns auch die Rosenholz-Dateien von einer Pflicht nicht entbinden: der zur Gewissenhaftigkeit im Umgang mit denen, die in diesen unheimlichen Staat im Staate DDR verstrickt waren. Rdh.

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