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Meinung: Geld, das nur tröstet

Es sieht ganz so aus, als hätten die AEG-Beschäftigten einen haushohen Sieg über den AEG-Mutterkonzern Electrolux errungen. Nach fünfwöchigem Streik, heftigen Wortwechseln und einer langen Nachtsitzung willigte der Konzern gestern in ein Abfindungspaket ein, dass weit über dem liegt, was die Schweden am Anfang zu zahlen bereit waren.

Es sieht ganz so aus, als hätten die AEG-Beschäftigten einen haushohen Sieg über den AEG-Mutterkonzern Electrolux errungen. Nach fünfwöchigem Streik, heftigen Wortwechseln und einer langen Nachtsitzung willigte der Konzern gestern in ein Abfindungspaket ein, dass weit über dem liegt, was die Schweden am Anfang zu zahlen bereit waren. Mehr noch: Es übertrifft auch deutlich die in vergleichbaren Fällen üblichen Abfindungszahlungen – „der beste Sozialtarifvertrag, der je abgeschlossen wurde“, wie der bayerische IG-Metall-Chef Werner jubelt. Der Streik der AEG-Beschäftigen, die in den vergangenen Wochen zäh vor den Nürnberger Werkstoren für ihren Arbeitsplatz kämpften, hat sich gelohnt. Ein großer Sieg für kleine Arbeiter, so scheint es. Ist der Konzern nicht eingeknickt? Hat er nicht nachgegeben, aus Angst davor, dass streikbedingt die gesamte Europaproduktion durch fehlende Zulieferteile aus Deutschland lahm gelegt werden könnte, aus Angst auch vor einem maximalen Imageschaden, der das Geschäft verderben könnte? Tatsächlich gibt es wenig Anlass zur Freude. Denn am Ende siegt doch der Konzern. Während jeder AEG-Werker durchschnittlich 90 000 Euro mit auf den Weg in eine ungewisse Zukunft bekommt, verlagert Electrolux das Nürnberger Werk Stück für Stück nach Polen. Es werden noch weitere Konzerne dem Beispiel folgen. 90 000 Euro können einen Arbeitsplatz nicht ersetzen. Sie können nur ein bisschen trösten. pet

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