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Afghanistan braucht auch nach dem Abzug noch Aufbauhilfe.

© afp

Geld für Entwicklung: Hilfe, wie helfen wir Afghanistan richtig?

Der Westen schickt Geld für den Wiederaufbau nach Afghanistan - und fordert dafür Reformen. Bei der Umsetzung nehmen es aber sowohl Geber als auch Nehmer bisher nicht so genau.

Wieder eine Konferenz zu Afghanistan, wieder ist viel Geld versprochen worden. Diesmal in Tokio, diesmal für den zivilen Aufbau. Seit der Euro-Krise werden täglich unglaubliche Milliardensummen verhandelt. Trotzdem: 13 Milliarden Euro für ein Land sind eine Menge. Einige Staaten hatten gebangt, dass es nicht zusammenkommen würde, immerhin das ist geschafft.

Wer Afghanistan kennt, weiß, dass es ein sehr weiter Weg ist, bis Armut, Korruption, unzureichende Bildung und unterirdische Wirtschaftszahlen einmal Vergangenheit sein könnten. Und auch wenn alle auf zehn Jahre Militäreinsatz blicken, der zivile Aspekt spielt noch nicht so lange wirklich eine Rolle.

Dabei dürfte genau dieser Punkt der entscheidende sein. Denn nur dann, wenn es den Menschen im Land besser geht, haben Extremisten keine Chance. Eben deshalb haben so viele jetzt so bereitwillig ihre Börsen geöffnet. Und sie denken bei der Hilfe auch an sich selbst. Denn letzten Endes soll der zivile Fortschritt garantieren, dass der Abzug der internationalen Kampftruppen 2014 nicht zum Debakel wird. Je schwächer die afghanischen Institutionen, je desolater der Alltag der Menschen, desto schwieriger bleibt die Sicherheitslage. Zwei Jahre sind keine allzu lange Zeit, um all das nachzuholen, was versäumt worden ist. Zur Sicherheit gehören strategische Überlegungen. Und im Hintergrund auch die wirtschaftlichen Interessen des Westens. Schließlich ist Afghanistan auch ein rohstoffreiches Land.

In Tokio haben die internationalen Geber Präsident Hamid Karsai nun also 16 Punkte aufgeschrieben, die er und seine Leute erfüllen müssen, wenn das Füllhorn so reichlich für seine Regierung ausgeschüttet werden soll. Die Hilfe ist gebunden an gute Regierungsführung, Korruptionsbekämpfung, mehr Demokratie. Ohne ausländische Hilfe kann Karsai sich nicht bewegen. Doch: Haben wir all diese Forderungen und Versprechen nicht bei jeder der bisherigen Konferenzen gehört? Immer hat Karsai mit traurigem Blick die Korruption gegeißelt – nur dagegen unternommen hat er offenkundig nichts. Wo sind die Prozesse gegen die, die sich die Taschen füllen? Fragt man Entwicklungshelfer in Afghanistan nach Summen für Projekte, sagen die schon mal, darüber solle bitte vor afghanischen Partnern nicht gesprochen werden. Das verleite allzu leicht zur Korruption. Ebenso scheuen sich allerdings die Aufbauhelfer, allzu deutlich zu machen, wie viel von der Entwicklungshilfe über Aufträge an die heimische Wirtschaft im Westen zurückfließt.

Jetzt heißt es also, die Versprechen aus Kabul würden regelmäßig überprüft, sonst gebe es kein Geld mehr. Es dürfte ziemlich interessant sein zu sehen, wie das tatsächlich geschieht. Die Prüf-Ankündigung hören die Wähler daheim gern. Aber Außenminister Guido Westerwelle hat die Latte tief gehängt: Niemand solle bei der Korruption deutsche Verhältnisse erwarten, es müsse eben besser werden. Bisher haben auch die Deutschen, die sich besonders für die Überprüfung stark gemacht haben sollen, immer wieder vor Karsai und den Seinen kapituliert. Manches wird da unter den berühmten Teppich gekehrt. Das Ausfliegen geknüpfter Perser löst dieses Problem jedoch nicht. Wenn es wirklich darum geht, den Afghanen zu helfen und nicht nur eine fragile Ruhe an einigen neuralgischen Stellen geschaffen werden soll, dann müssen sich die Geber mit ihrem Partner auch mal richtig anlegen, wenn der sich nicht an Vereinbarungen hält.

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