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Generation 50: Der deutsche Mann kämpft nicht mehr

Horst Köhler, Roland Koch oder Utz Claassen sind nur drei Beispiele. Über die deutschen 50-Jährigen, die offenbar nichts mehr vorhaben im Leben.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch ist zurückgetreten. Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten. Und warum? Weil es im Leben noch etwas anderes gibt als die Politik. Weil sie sich nicht mehr so richtig respektiert fühlten. Weil sie es satthatten. In der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte, in der kompliziertesten geopolitischen Lage haben die beiden eine Antwort. Sie heißt Siesta.

Wir müssen an dieser Stelle die Krise des deutschen Mannes konstatieren. Generationen von Männern hatten irgendwann in ihrem Leben einmal das Gefühl, dass es etwas anderes geben muss als die Arbeit. Viele mussten erleben, dass sie und ihre Arbeit nicht immer respektiert werden. Die meisten haben es irgendwann auch einmal sattgehabt. Aber sind sie deshalb zurückgetreten? Nein, das sind sie nicht. Wenn schon nicht, um dem Land zu dienen, so hatten sie doch das Gefühl, dass sie die Familie ernähren und ihr Bestes geben müssen.

Heute ist das anders. Nicht nur Spitzenpolitiker werfen einfach hin, wenn ihnen eine Laus über die Leber läuft. Auch Manager tun es. Der früher hoch geschätzte Energiemanager Utz Claassen etwa. Der heuerte nach seinem Posten beim Energieversorger EnBW bei einem Mittelständler an. Schnell merkte er, dass der Job komplizierter ist als gedacht. Die Firma hinkte ihren Geschäftsplänen hinterher, auch die Kosten waren unbekömmlich hoch. Was machte Claassen? Er guckte sich das ein paar Tage an – und ging dann wieder seiner Wege. Die millionenschwere Antrittsprämie will er behalten. Er ist ja schließlich auch mal da gewesen.

Unfassbar. Der deutsche Mann kämpft nicht mehr, er setzt sich nicht mehr durch, er will nicht mehr nach oben. Möglicherweise hat das damit zu tun, dass es jetzt eine Menge Frauen gibt, die das alles auch wollen, können – und auch noch bleiben. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich der Mann aus sich heraus ins Sofa kuschelt und lieber ein bisschen Pause macht.

Sie finden, dass die Personalie Christian Wulff eine gute Nachricht ist? Von wegen. Der Mann, der nun Bundespräsident werden will, ist Anfang 50. Wir wollen es jetzt einmal nicht am Respekt gegenüber Amt und Alter fehlen lassen, aber bitte: Wo gibt es denn so etwas, dass sich ein 51-Jähriger lieber aufs Präsidentenaltenteil zurückzieht, als noch einmal anzupacken? Fünf oder zehn Jahre Präsident, und danach in die Rente? So hat man vor wenigen Wochen noch über Griechenland gehöhnt. Zu Unrecht.

Der deutsche Mann war einmal ein Synonym für Disziplin und Nervenstärke. Jetzt jammert er: Ich will auch mal weg.

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