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Meinung: Gersters goldenes Jahrzehnt

Schröder traut sich nicht mehr, Stoiber schon gar nicht. Kein Kanzler oder Kandidat, Westerwelle vielleicht mal ausgenommen, wird jemals wieder das Volk einladen, die eigene Leistung am Sinken der Arbeitslosenzahl zu messen.

Schröder traut sich nicht mehr, Stoiber schon gar nicht. Kein Kanzler oder Kandidat, Westerwelle vielleicht mal ausgenommen, wird jemals wieder das Volk einladen, die eigene Leistung am Sinken der Arbeitslosenzahl zu messen. Das ist, wie sich gezeigt hat, nur etwas für Hasardeure wie Florian Gerster. Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit erklärte am Sonntag, warum er spätestens in zehn Jahren überflüssig sein wird: weil dann nämlich Vollbeschäftigung herrsche. Klare Rechnung: Die Deutschen sterben schneller aus als neue Ausländer ins Land kommen, und die Politik wird ab demnächst das richtige tun, also den Sozialstaat nicht mehr über Lohnnebenkosten finanzieren, sondern über höhere Verbrauchssteuern. So einfach ist das. Da sieht man mal, wie wenig Schröder und Stoiber von Wirtschaft verstehen. Hätten sie ja auch mal selbst drauf kommen können. Also Vollbeschäftigung bald, das bedeutet: Wer diesmal gewählt wird, wird lange Kanzler bleiben. Jedes Jahr hunderttausende Arbeitslose weniger, ein einzigartiger Triumphzug von Wahl zu Wahl! Und wenn es doch anders kommt, weil sich die Wirklichkeit partout nicht an die Prognose hält, wie schon beim peinlichen Berlin-Wachstums-Irrtum Anfang der neunziger Jahre oder beim T-Aktien-Reichtum-für-alle-Wahn? Dann kann Schröder/Stoiber locker auf Gerster verweisen: Hat der ja gesagt, nicht ich. Und Gerster kann es dann auch egal sein. Er will ja schließlich nicht Kanzler werden. Oder etwa doch?lom

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