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Meinung: Gescheite Einsichten

„Glaube trifft Vernunft“ vom 22. September Der Großteil der wissenschaftlichen Autoren zu diesem Beitrag geht davon aus, dass die menschliche Vernunft die höchste Instanz allen Denkens ist.

„Glaube trifft Vernunft“ vom 22. September

Der Großteil der wissenschaftlichen Autoren zu diesem Beitrag geht davon aus, dass die menschliche Vernunft die höchste Instanz allen Denkens ist. Nichts, was für die Vernunft unerklärlich ist, kann sein. Ist das weit genug gedacht, kann damit z. B. erklärt werden, weswegen der Mensch auf dieser Erde lebt? Man muss wohl sagen, leben muss, wenn man bedenkt, dass Jahrtausende der Menschheitsgeschichte, bis auf den heutigen Tag, davon geprägt sind, dass die Masse der Menschen unter Versklavung, Hunger, Seuchen, Krieg, Unglücken, Genoziden, körperlichen Verfall, persönlichen Katastrophen und dergleichen leidet und ein erbärmliches Dasein fristet, so dass der Tod geradezu eine Erlösung bedeutet. Wozu das alles?

Der Tanz um das „Goldene Kalb“ (Genesis) vergöttert nicht mehr nur Macht und Reichtum: auch der Absolutheitsanspruch der Ratio gehört dazu.

Karl-Hans Gehr, Berlin-Wilmersdorf

„Natürlich haben Glaube und Vernunft gar nichts miteinander zu tun“, verkündet ex cathedra mit der angemaßten Unfehlbarkeit des Mathematikers Günter M. Ziegler. Bekanntere Wissenschaftler freilich wissen es anders. Ohne sie gäbe es nur die für „ewig gültig“ gehaltenen „Einsichten“ Newtons, also nach der Klassischen keine Moderne Physik. Planck, Einstein, Heisenberg bekannten auf jeweils wohlbegründete und definierte Weise ihren spezifischen religiösen Glauben, denn sie dachten vernünftig, also in größeren Zusammenhängen. Und Popper kommt nicht umhin, an der Basis seines „Kritischen Rationalismus“ einen nicht mehr hinterfragbaren „Glauben an die Vernunft“ vorauszusetzen. Eine contradictio in adiecto? Wäre es nicht vernünftig und der Glaubwürdigkeit dienlich, derlei einfach einmal nachzulesen, bevor man glaubt, apodiktisch etwas als „ewig gültig“ in der Zeitung verkünden zu sollen?

Dr. Christoph Hönig, Berlin Zehlendorf

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