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Gipfel zu Elektroautos: Fahren in der Zeitmaschine

Es ist ein erhebendes Gefühl, in einem Elektroauto zu sitzen und „Gas“ zu geben. Dynamik und Fahrspaß entfalten sich vom ersten Moment an – lautlos und sauber. Kein Gramm CO2 entweicht, kein Tropfen Sprit wird verbraucht. Das Gewissen fährt mit. So könnten wir in Zukunft Auto fahren – in ferner Zukunft.

Alle Elektroautos nämlich, die man heute Probe fahren kann, sind Zeitmaschinen. Sie simulieren nur, was in 15 oder 20 Jahren für uns selbstverständlich sein könnte. Die Autohersteller tun trotzdem so, als würden wir schon übermorgen an der Steckdose tanken und damit das Klima retten. Ihr Geld verdienen sie natürlich nicht mit E-Autos (die noch kein deutscher Hersteller in Serie produziert), sondern mit schweren, PS-starken Limousinen, die immer noch Sprit schlucken und CO2 ausstoßen. Die elektrische Simulation macht trotzdem Sinn. Weil technische Revolutionen am Anfang selten greifbar sind, verlangen sie nach Fantasie, Experimentierfreude und Pioniergeist. Wer einmal in einem elektrischen Fahrzeug gesessen hat, ist fasziniert und eher bereit, dafür Geld auszugeben. Die elektrische Simulation zieht aber nicht nur Geld an, sie kostet auch eine Menge.

Deshalb fährt die Industrie an diesem Montag in Berlin alles auf, was elektrisch fährt. Angela Merkel wird sicher auch von der Faszination der E-Autos berichten, wenn sie mit einem Versuchsfahrzeug eines deutschen Herstellers durch Berlin schwebt. Die Kanzlerin wird ein Netzwerk ins Leben rufen, das dabei helfen soll, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Wenige Experten glauben daran, dass deutsche Hersteller dieses Ziel erreichen, weil sie – anders als Japaner und Chinesen – zu spät erkannt haben, dass die automobile Zukunft elektrisch ist. Muss deshalb der Staat nachhelfen? Gefragt ist etwas anderes: Auto- und Strommanager, die sich auch 100 Jahre nach Erfindung des Verbrennungsmotors noch als Pioniere in Sachen Effizienz und Klimaschutz verstehen. Vor allem dort, wo heute (und übermorgen) das Geld verdient wird: im Massengeschäft mit herkömmlichen Autos.

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