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Meinung: Glaube keiner Propaganda – auch nicht der eigenen

ANSCHLAG IN GROSNY

Propaganda macht zuweilen durchaus Sinn. Keinen Sinn macht sie, wenn ihre Autoren den von ihnen verkauften Schein selbst für Sein halten. Genau das passiert dem Kreml in Tschetschenien. Letzter Beweis: die gestrigen Bombenanschläge in Grosny. Dass die Separatisten im Regierungsgebäude zuschlagen konnten, führt Behauptungen von Politik und Armeeführung, in der Rebellenrepublik alles im Griff zu haben, ad absurdum. Und macht Verfassungsreferendum und Wahlen noch fragwürdiger, als sie es ohnehin sind: Bei beiden „Maßnahmen“ bleiben die Separatisten außen vor, obwohl sie noch immer von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt werden. Russlands oberster Wahlleiter forderte daher bereits vor dem Anschlag einen Aufschub. Der bringt indes nichts, wenn Putin nicht endlich der Wahrheit ins Auge sieht und auf die Gleichsetzung von Terrorismus und nationaler Emanzipation verzichtet. Und statt mit sich selbst endlich mit der Gegenseite verhandelt. Mit Marionettenregierungen verbaute sich der Kreml schon im ersten Tschetschenienkrieg ein ehrenvolles Ende. Gleiches droht im zweiten. Das Wort Sieg vermeiden seit gestern sogar die Propagandisten. win

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