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Meinung: Glaubensfragen

„Abendland vs. Islam“ 5.

„Abendland vs. Islam“ 5. Januar

Sicherlich sind die beiden monotheistischen Religionen, Christentum und Islam, so grundverschieden nicht. Ihre derzeitigen bekennenden Anhänger sind es schon. Sind dem Christentum, hauptsächlich präsentiert durch die katholische Kirche, seit der Renaissance über die Aufklärung – unter fürchterlichen Rückschlägen – die Zähne gezogen worden, so ging der Islam den eher umgekehrten Weg. Von einer aufgeklärten, Wissenschaft bejahenden Religion, radikalisierte er sich über die letzten Jahrhunderte hin zu seinem heutigen Absolutheitsanspruch. „Eifer und Geifer“ sind dem Christentum weitestgehend abhanden gekommen, vom Islam habe ich diesen Eindruck nicht. Was dem Islam, besser seinen praktizierenden Anhängern, fehlt, ist die Gelassenheit. Eine Gelassenheit, die nur aus der inneren Freiheit kommen kann, die Nichtexistenz Gottes (Allahs) für möglich zu halten. Dem Islam fehlen ein „eigener Kant“ und ein „eigener Nietzsche“, vor allem aber die Fähigkeit, derartiges Denken zuzulassen. Nur indem sie sich selbst relativiert, wird diese Religion erträglich auch für „Andersgläubige“, wie es das Christentum heute ist. Die Mehrheiten in den westlichen Demokratien haben religiös geprägten „Eifer und Geifer“ unter und hinter sich gelassen. Staat und Religion sind weitestgehend getrennt. Religionsausübung ist Privatsache und für die Mehrheit nicht einmal die bedeutendste. Dahinter wollen wir nicht mehr zurückfallen.

Die Frage, im Namen welcher Religion mehr Menschen umgebracht wurden, halte ich nur insofern für zielführend, als die Antwort notwendig auf den Atheismus hinausliefe. Im Namen dieser Religion ist noch niemand erschlagen worden.

Lothar Tietz, Berlin-Wittenau

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