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Meinung: Glosse: Im Namen der Hose

Eines wird man ihm lassen müssen, dem viel gescholtenen Signor Berlusconi: Wo die Gefahr lauert, das weiß er immer ganz genau. Stets wittert sein feines Näschen den Gegner schon von weitem und erkennt in ihm den garstigen Kommunisten.

Eines wird man ihm lassen müssen, dem viel gescholtenen Signor Berlusconi: Wo die Gefahr lauert, das weiß er immer ganz genau. Stets wittert sein feines Näschen den Gegner schon von weitem und erkennt in ihm den garstigen Kommunisten. Nun aber hat Berlusconi eine neue Gefahr ausgemacht: die Unterhose. Selbige sah er bei seinen vier fürsorglichen Stadtbesichtungen in beschämend hoher Zahl über Genuas Gassen flattern. Nicht nur, dass die allzu intimen Stoffe den Herren Bush, Blair oder Schröder ein ästhetisches Ärgernis sein möchten. Nein, was könnte da nicht alles an Bomben und Granaten eingewickelt sein in diese allzu frei zugänglichen Dessous, versteckt in baumelnden Bodys, Boxers und Bustiers. Die subversive Macht der Unterwäsche! Hat nicht schon damals, in jenen unseligen Jahren um 1968 das öffentliche Verbrennen von Büstenhaltern geradewegs in jenen Anarchie geführt, die alsbald das Land in Angst und Terror stürzte? Wehret den Anfängen, wehret der Unterwäsche. Weg mit den Unaussprechlichen aus Genuas Straßen. Im Namen der Hose! Das widerspenstige Volk indessen ließ sich das nicht zwei Mal sagen, flugs hob ein eifriges Schneidern in den Genoveser Wohnstuben an, und es entstanden Unterhosen, so viele und so große, wie sie die Welt noch nicht sah. 100 000 Demonstranten begrüßen heute die Staatsmänner. Und 200 000 Unterhosen.

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