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Meinung: „Greife niemals in…

…ein Wespennest, aber wenn du greifst, dann greife fest.“ Christian Wulff genießt es, am Sonnabend bei der Landung auf dem Flugplatz in Münster-Osnabrück von einem Fernsehteam empfangen zu werden.

…ein Wespennest, aber wenn du greifst, dann greife fest.“

Christian Wulff genießt es, am Sonnabend bei der Landung auf dem Flugplatz in Münster-Osnabrück von einem Fernsehteam empfangen zu werden. Den ganzen Tag lang war der jüngste Vorstoß des niedersächsischen Ministerpräsidenten die Nachricht Nummer eins: Wulff will aus der Kultusministerkonferenz aussteigen. Wulff auf allen Kanälen und in allen Blättern, das ist ein publizistischer Erfolg.

Dabei pflegte der 45-jährige Jurist aus Osnabrück in den vergangenen anderthalb Jahren seiner Amtszeit in Hannover eigentlich einen ruhigen Arbeitsstil. Er meidet zu häufige Auftritte auf Pressekonferenzen und lässt vor allem seinen Ministern Raum zur Selbstdarstellung. Gleichzeitig fährt Wulff ein radikales Sparprogramm, geht an einigen Stellen (Weihnachtsgeld für Beamte ganz streichen, Landesblindengeld streichen) sogar weiter als alle anderen Länder, will in der Sparpolitik beispielgebend sein.

Seit Jahresbeginn allerdings nutzt Wulff zunehmend auch die Chance, mit zugespitzten Thesen öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Die Zahl der Schauplätze einer Debattenschlacht müsse klein sein, hat er einmal gesagt. Aber überall dort, wo man kämpfe, müsse man dies entschlossen tun. Das galt zunächst für seine heftige Kritik an der „Gutachteritis“ in der Politik. Im Sommer dann füllte Wulff mit der Forderung die Zeitungen, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Sein Groll auf die Kultusministerkonferenz (KMK) wuchs in dieser Zeit immer stärker.

Schon mehrfach ließ er sich zu herber Schelte auf diesen „unbeweglichen, bürokratischen Moloch KMK“ hinreißen. Da Wulff bei der Rechtschreibreform nur mäßige Resonanz bei den anderen Landesregierungen erntete, mutmaßen manche, der angekündigte Austritt aus der KMK sei eine Trotzreaktion. Andererseits weiß man von Wulff, dass er seine Initiativen nicht aus dem Bauch heraus formuliert, sondern gründlich abwägt. Bei der KMK ist es der Versuch, der SPD bei einer aufkeimenden Bildungsdebatte einen Schritt voraus zu sein.

Wulff genießt es aber auch, als starker Landesfürst wahrgenommen zu werden. Es gefalle ihm, heißt es in seiner Umgebung, wenn man ihn als Nummer zwei der Union ansehe. Die Nummer eins, an Stelle von Angela Merkel, will er nicht sein. Mehr als einmal hat er klargestellt, dass ihm sein Amt in Hannover liegt und er sich mindestens noch einmal bestätigen lassen will.

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